Archiv der Kategorie: Promi-Ticker

Herzlichen Glückwunsch, Rolf Hoppe! Mit 87 wohl auf

Am Nikolaustag das Licht  der Welt zu erblicken, ist ein Glück. Als Kind bekommt man etwas in die feingeputzten Schuhe gesteckt und einen Gabentisch mit Geburtstagsgeschenken darf man auch noch erwarten. Ein solcher Glückspilz ist Rolf Hoppe. Er begeht heute seinen 87. Geburtstag. Um meine Gratulation an den alten Freund zu bringen,  brauchte es Geduld. Ich musste mich quasi in der Warteschleife anstellen. „Ja, ich habe viele Anrufe bekommen“, erklärt er mit seiner warmen Stimme, als ich ihn endlich erreichte. Der Bäckerssohn aus dem Harzstädtchen Ellrich hat es auf der Bühne und vor der Kamera mit seiner Lust am Spielen und dem unbändigen Wunsch, Freude, Abwechslung und Nachdenken zu erzeugen, zu einem der bedeutendsten deutschen Schauspieler gebracht. Er erfuhr internationale Anerkennung in seiner Rolle als General in István Szabós Film „Mephisto“ ( wurde 1982 als bester fremdsprachiger Film mit dem Oscar ausgezeichnet). In jüngerer Zeit wurde er mit dem deutschen Schauspielerpreis für sein Lebenswerk geehrt und erhielt den PAULA-Ehrenpreis für besondere künstlerische Verdienste um den deutschen Film. Der Bundesverdienstorden 1. Klasse liegt neben dem Nationalpreis der DDR 1. Klasse für Kunst und Literatur. „Ich bin stolz auf beide Auszeichnungen“, sagte er mir mal. Den DDR-Preis zurückzugeben, wie es andere Kollegen getan haben, käme ihm nie in den Sinn. Der Wahl-Dresdner gehört nicht zu denen, die sich von ihrem Leben vor 1990 distanzieren. „Dieses kleine Land DDR hat mir Großes ermöglicht. Die Jahre gehören zu meinem Leben“, betonte er auf derlei Fragen immer.

Zärtlich drückt Rolf Hoppe seien Frau an sich. Seit 55 Jahren sind sie zusammen
Rolf Hoppe und seine Frau Friederike c/o York Maecke

An diesem Tag heute ist die ganze Familie im Hoppeschen Blockhaus in Dresden-Weißig versammelt. Er genießt die Zeit mit ihr. Selbst durch Telefon spüre ich sein Strahlen, als er erzählt, dass auch sein Enkel Oscar da ist. „Dass er meinetwegen aus Berlin hergekommen ist, das ist eine große Freude“. Der 21-Jährige tritt in die Fußstapfen seines berühmten Großvaters. Er studiert an der Hochschule „Ernst Busch“ Schauspiel und Regie. „Natürlich bin ich stolz. Auf alle meine Kinder und Enkel bin ich stolz“, sagt der zweifache Vater und dreifache Großvater. Meinem Wunsch für ihn, noch viele Jahre gesund zu erleben, begegnet er mit dem ihm eigenen Realitätssinn: „Also 87 ist schon ein schönes Alter, muss man schon sagen. Und so lange es so geht, wie es geht, ist es gut. Da arbeite ich auch noch ein bisschen. Die Zeit der großen, langen Rollen ist vorbei“, meint er nun, da er 87 geworden ist. Am 13. November sah man ihn in einer kleinen stillen Szene im Spreewald-Krimi „Zwischen Leben und Tod“. Hoffen wir, es gibt noch viele solche Momente auf dem Bildschirm.

 

Zwei großartige Schauspieler feiern Geburtstag – Christel Bodenstein und Dieter Wien

Es ist mir wichtig, nach persönlichen Glückwünschen hier noch einmal zwei Schauspielern zu gratulieren, die ich seit vielen Jahren kenne. Christel Bodenstein, die stolze Prinzessin Tausendschön aus dem DEFA-Märchenklassiker „Das singende, klingende Bäumchen“, feierte am 13. Oktober ihren 79. Geburtstag. Als der Märchenklassiker von 1957 für die ARD im vorigen Jahr neuverfilmt wurde, hat man extra für sie eine Rolle hineingeschrieben: „Ich spiele eine Kräuterfrau, die ursprünglich nicht vorkommt. Das fand ich sehr schön und hat mir viel Freude gemacht“, erzählte sie mir. Der Clou an der Geschichte ist, dass im Thronsaal ein Gemälde von Tausendschön hängt, das die Mutter der (neuen) Prinzessin zeigen soll.  „Zweimal ich, nur liegen 60 Jahre dazwischen“, sagt die einstige DEFA-Märchenprinzessin.  Fragt sie nach ihrem Lieblingsfilm, hört man: „Ich habe über 30 Spielfilme gedreht und alle Rollen gern gespielt, aber ich war sehr, sehr gern die Prinzessin. Ein sehr wichtiger Film für mich war Beschreibung eines Sommers mit Manfred Krug.“
Aber am Herzen liegt ihr die Verfilmung von Saint-Exupérys Geschichte „Der kleine Prinz“, die einzige Arbeit mit ihrem damaligen Mann, Konrad Wolf. Sie spielt die Titelfigur, den kleinen Prinzen.
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Christel Bodenstein mit ihrem Mann Hasso von Lenski und der neuen DVD „Der kleine Prinz“ (kommt am 27. Oktober in den Handel) c/o privat

In diesem Jahr ging ihr größter Wunsch in Erfüllung. Der 1966 für eine Millionen DDR-Mark produzierte Film durfte endlich gezeigt werden. „Er war nicht unter die kulturpolitischen Räder gekommen“, erzählt Christel Bodenstein, „sondern das DDR-Fernsehen hatte schlichtweg versäumt, einen Lizenzvertrag mit Exépurys Buchverlag Editions Gallimard abzuschließen.“ Konrad Wolfs Verfilmung des Romans „Der kleine Prinz“ sollte zur Premiere des DDR-Farbfernsehens laufen. Der Zeitpunkt war zu Beginn der Planungen für den Film 1965 noch unklar. So kam es, dass die aufwendige Produktion einmalig und ohne Vorankündigung am 21. Mai 1972 um 20 Uhr im Zweiten Programm des DDR-Fernsehens „versendet wurde. Die Ausstrahlung blieb zwar ohne rechtliche Folgen, doch das Risiko, juristisch belangt zu werden, wurde vom DDR-Fernsehen nie wieder eingegangen. Seit dem 1. Januar 2015 ist die 70-jährige Schutzfrist des Urheberrechts für das Werk von Antoine de Saint-Exupéry abgelaufen, denn er starb im Jahr 1944. Der Film konnte vom Deutschen Rundfunkarchiv zur Nutzung frei gegeben werden.

„Die DEFA-Stiftung hat sehr viel Geld in die Digitalisierung des Films gesteckt, der ja eine Koproduktion zwischen dem Fernsehen und der DEFA war, und hat uns das wunderbar aufgearbeitete Master zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt“, sagt Brigitte Miesen, Produktmanagerin der Studio Hamburg Enterprises GmbH. Gerade habe ich eine WhatsApp-Nachricht von Christel Bodenstein erhalten: „Ich bin sooo glücklich. Am 27. Oktober kommt er ans Licht und alle können ihn sehen!!!!“

Abgesehen von der Freude, die ihr ins Gesicht geschrieben steht, was macht sie noch glücklich? „Nach wie vor gestalte ich meine Bilder und Figuren – das ist Ausgleichsgymnastik für meine Seele. Und ich bin mit einer bebilderten Lesung meiner Buches Einmal Prinzessin – immer Prinzessin unterwegs. Ich kann es eben doch nicht lassen und dem Publikum macht es Spaß und mir auch!“
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Schauspieler Dieter Wien wurde am selben Tag 83 Jahre. Als ich ihn fragte, wie es ihm geht, lachte er und meinte: „Über meinem Schreibtisch hängt ein Plakat auf dem steht: Es ist wie es ist“. 1934 in Gdansk geboren, hat er miterlebt, was Krieg bedeutet. Im Winter 1945 flohen seine Eltern mit ihm vor den Bombenangriffen. „Mit dem Schiff ging es nach Rostock, von dort mit einem Güterzug nach Halle. Mein Vater hatte eine Cousine dort. Hier kam ich zum Schauspiel“, erzählt er.  „Die Frau des Klempners im Vorderhaus hatte ein Puppentheater, da spielte ich mit, war dann in der Kinderkomparserie am Theater Halle. Es machte Spaß.“  Während seiner Buchdrucker-Lehre war er im Laienspiel des Betriebes. „Der Leiter fragte mich, ob ich Schauspiel studieren möchte. Es war in Leipzig an der Schauspielschule des Theaters gerade ein Platz frei geworden. Aber ich hatte nur ein paar Stunden Unterricht bei dem großen Martin Flörchinger, weil die Schule aufgelöst und daraus die Hochschule für Theater und Musik wurde.“
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Dieter Wien als Kohlweis in dem Kinderfilm „Käuzchenkuhle“ 1969 c/o DEFA-Stiftung

In dem DEFA-Kinderfilm „Käuzchenkuhle“ stand er 1969 seinem großen Vorbild Martin Flörchinger als Widersacher gegenüber. „Ich spielte einen ehemaligen SS-Mann, der kurz vor Ende des 2. Weltkrieges den Fischer eines mecklenburgischen Dorfes gezwungen hatte, ein Fass mit Raubkunst in der Käuzchenkuhle zu versenken. Er hatte sich in den Westen gerettet und kam nun in die DDR, um seine Beute zu holen.“ Durch Flörchinger hatte der Film für Wien eine besondere Bedeutung.  Dass er sein großes Vorbild schlagen musste, kostete ihn nur kurz Überwindung. „Wir waren ja beide Profis, und es gehörte zur Rolle.“ 1976 ging der mittlerweile 67-jährige Flörchinger zurück in seine Heimat nach Bayern. Er starb 2004.

Dieter Wien hat sich sein schauspielerisches Können dann als Autodidakt erarbeitet Ein erstes Engagement erhielt er im August 1952 am Theater der jungen Garde in Halle. Danach folgten Zeitz, Gera, Plauen und Erfurt. Von 1964 bis 2001 war er festes Ensembles-Mitglied am Maxim-Gorki-Theater Berlin, ab 2003 einer der Hauptdarsteller des Tournee-Theaters Theater des Ostens unter der Intendantin Vera Oelschlegel. „2012 habe ich den Vorhang für immer fallen lassen“, erzählt er. „Ich habe an meine beiden Söhne übergeben Matti und Fabian übergeben.“ Seine Kreativität lebt er in seinem Garten aus. „Dass er oft allein zu Hause ist, weil seine Frau Madeleine Lierck-Wien in Lüneburg seit vielen Jahren in der Serie „Rote Rosen“ spielt, stört ihn nicht. „Ich bin glücklich, dass sie es ist.“

 

Emöke Pöstenyi war der Star des Fernsehballetts

Das hätte sie sich nie träumen lassen: Zur diesjährigen Gala „Goldene Henne 2017“  am 13. Oktober wurde Emöke Pöstenyi die Goldene Ehrenhenne „Helga Hahnemann“ (nach der beliebten Entertainerin wurde Deutschlands größter Publikumspreis benannt) verliehen. 

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Emöke Pöstenyi mit ihrer Ehrenhenne „Helga Hahnemann“ in Leipzig c/o SUPERillu

Sie kam am 15. März 1942 im schönen Budapest zur Welt. Und mit Achtzehn hat Emöke Pöstenyi ihre Heimat verlassen. Dass es für immer sein würde, hat sie nicht geahnt. Gemütlich bummelt sie mit ihrem Mann, dem Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase durch das thüringische Meiningen. „Hier hatte ich am Theater mein erstes Engagement als Tänzerin“, sagt sie am Telefon, als ich ihr gratuliere. Als wir vor zwei Wochen miteinander sprachen, wusste sie noch nicht, wohin ihr Geburtstag-Trip gehen soll. Die Ablenkung tut ihr gut. Anfang des Jahres ist ihre Schwester gestorben. Aus heiterem Himmel, im Schlaf. Keiner weiß, warum. Das hat sie sehr niedergeschlagen.

484641Die ungarische Tänzerin und ihre vier Jahre jüngere Schwester wuchsen im Villenviertel von Buda auf. „Ich erinnere mich ganz farbig und lebendig an unsere Kindheit. Besonders jetzt sehe ich vor mir, wie wir gelebt haben, was wir gespielt haben“, erzählt Emöke. In ihrem Kinderzimmer hingen Ringe und ein Trapez, an dem die Mädchen herumturnten. „Meine Mutter hat uns beide dann zum Ballett geschickt. Ich hatte viel Spaß am Tanzen aber nicht im Sinn, dass das einmal mein Beruf werden könnte.“ Das ergab sich 1960 durch Zufall. Die DDR suchte im Ausland an Ballettschulen tänzerischen Nachwuchs für ihre Theater, weil die eigenen Leute in der Westen abgehauen waren. Emöke bekam ein Angebot nach Meiningen. „Das passte gut, ich war gerade mit dem Abitur fertig.“

Zwei Jahre Deutsch lernen, dann in Budapest weiter studieren – das war die Absprache mit der Mutter. Aber es wurde ein Daueraufenthalt mit einer erfolgreichen Laufbahn beim DDR-Fernsehballett, das sie 1962 mit gegründet hat, und dessen erfolgreichste Solotänzerin sie wurde. Und sie traf ihre große Liebe, den Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase.  Er war ein Schmucker, und ich bin bis heute von seinem Intellekt fasziniert“, schwärmt seine Frau. Aus einer durchtanzten Faschingsnacht sind 49 gemeinsame Jahre geworden. „Es ist schön, einen Partner zu haben, mit dem du dich über alles, was dich am Leben bewegt, was in Politik und Gesellschaft passiert, austauschen kannst. Auf den du dich jeden Tag freust und der sich auf dich freut.“ Die Basis ihres Lebens ist die Bereitschaft, die Autonomie des anderen gelten zu lassen, wie es Wolfgang Kohlhaase in einem Interview mit mir formuliert hat. „Wir waren mit unserer Arbeit weit genug von einander entfernt und nah genug, uns dafür zu interessieren“, sagt die Tänzerin und spätere Choreografin des Fernsehballetts.

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1968 wurden Emöke Pöstenyi und der erfolgreiche Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase ein Paar, seit 1975 sind sie verheiratet ©Handelmann

Bis heute ist Emöke Pöstenyi den Zuschauern im Osten der Republik als Tänzerin des glamourösen Duos mit Susan Baker gegenwärtig. „Das war sehr schön“, sagt sie, „aber für mich war die Arbeit als Choreografin, die ich danach fast 30 Jahre gemacht habe, wichtiger.“ Auch für das Fernsehballett. Dem Engagement seiner künstlerischen Leiterin verdankt es seine Weiterexistenz nach der Abwicklung des DDR-Fernsehens 1991. Die folgenden Jahre waren aufreibend mit dem ewigen Kampf um Engagements, Rentabilität. 2002 gab Emöke das Ballett ab und zog einen Schlussstrich unter diesen Teil ihres Lebens. Sie war 60 geworden und sehnte sich danach, ihren Tag nach Gutdünken zu gestalten, auszuschlafen. Seitdem ist Berlin weit weg und auch der Druck, früh um sieben Uhr aufstehen und die Idylle in Reichwalde verlassen zu müssen. Nichts treibt sie mehr. Sie hat ihren Garten, der sich unter ihren Händen von Wildwuchs zu einer blühenden Oase entwickelte. Sie hat ihre vier Katzen. Und sie entdeckte, was man mit Farbe aus Wurzeln, kurios gewachsenen Hölzern und Zweigen machen kann. „Es ist eine andere Art von Leben hier draußen, das uns immer wichtiger geworden ist. Die glücklichste Zeit meiner Kindheit verbrachte ich bei meinen Großeltern auf dem Dorf. Darauf habe ich mich zurückbesonnen. Ich möchte mit meinem Mann in Ruhe alt werden. Aber wir leben in einer gefährlichen Welt.“

Chris Doerk – Was in den 43 Jahren nach der Scheidung passiert ist

Nach dem Interview mit Chris Doerk in der SUPERillu 09/2017 ging ein Sturm von Beschimpfungen los. Sogar Schriftstellerin Gisela Steineckert schließt sich dem in einer Mail an, die Frank Schöbel auf seiner Webseite veröffentlicht hat. Doch was für ein Lapsus ist ihr da unterlaufen! Ungewollt bestätigt sie, dass Frank seine Frau Chris betrogen hat, indem sie schreibt: „Meinen Respekt an Frank, der – wie alle – nur zur Untreue fähig, wenn man ihm Grund dafür gibt“. Welchen Grund gibt es, seine Frau zu betrügen, ihr so weh zu tun, wenn man sie aus Liebe geheiratet hat? Warum setzte er den Ehering gleich nach der Trauung ab und nie wieder auf? Weil er kneift?? Oder weil er signalisieren will: Ich bin nicht vergeben?
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Interview mit Chris am 6. Februar 2017 im „La Piazza“ in Berlin Zehlendorf ©Nikola Kuzmanic
Deshalb muss ich mich als Autorin des Interviews mit Chris Doerk jetzt zu Wort melden. Die Leserbriefe, die ich seit Tagen bekomme, bringen mich auf die Palme. Alle bashen Chris. Was wissen die Fans von Frank eigentlich wirklich, zum Beispiel über das Zustandekommen der gemeinsamen „Hautnah“-Konzerte? Franks Solotourneen liefen nicht mehr so gut. Deshalb schlug Veranstalter Marcel Block vor, Chris mit ins Boot zu holen. Nach Jahren wieder das Traumpaar zusammen auf der Bühne – das zog, wie der Erfolg der Tournee, die dann sogar verlängert wurde, zeigt. Und Chris? Sie war natürlich happy. Sie hatte kaum Auftritte. Über das Warum sollten die Fans Frank befragen.
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Chris hat seit der Scheidung mit Anfeindungen zu tun. Sie hat das alles weggesteckt. Mit ihrem jetzigen Mann, dem Fotografen Klaus D. Schwarz, hatte sie damals einen Freund zur Seite, der ihr Halt und Hilfe wurde. Sie hat ab 1974 mit der Uve Schikora Band gesungen. Nachdem Schikora bei einer Konzerttournee auf Kuba die Möglichkeit eines Zwischenstopps in Gander zur Flucht genutzt hatte und nicht mehr in die DDR zurückgekehrt war, gründete sie die Band „Chris Doerk und ihre Musikanten“.
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Chris Doerk am 6. Februar 2017 ©Nikola Kuzmanic
Sie erinnert sich: „Wir sind sehr oft in der CSSR aufgetreten, waren zum Schlager- und Volksmusikfestival nach Villach eingeladen.“ Dort lernte sie den holländischen Musikmanager Frans van Klingeren kennen, der sie Ende der 70-er mit ihrer Band nach Amsterdam ins Fernsehen holte. „Ich sei die erste Sängerin aus der DDR, die im niederländischen Fernsehen auftritt, sagte mir van Klingeren. Dann gab es noch eine Radiosendung mit mir, in der ich eine halbe Stunde live mit der Band The Ramblers gesungen habe und eine halbe Stunde liefen Titel von meiner LP Chris Doerk – Die größten Erfolge“, erzählt die Sängerin. 1982 wurden prominente Musiker aus der DDR zum Friedensmarsch nach Paris delegiert. Chris und ihre Band waren dabei. „Wir haben ein Straßenkonzert gegeben, das war unglaublich ergreifend“, erinnert sie sich. Gefeiert und geliebt wurde sie besonders in Kuba.  17 Mal war sie dort und machte dann 1986 eine siebenwöchige Tour durch die Sowjetunion. Immer weit weg, weil sich die Konzertveranstalter in der DDR inzwischen lieber an Frank hielten. Er könnte ja absagen, wenn sie im Programm ist. Auf Grund stimmlicher Probleme löste Chris 1986 ihre Band auf. Sie hatte auf der Konzerttournee durch die Sowjetunion ihre Stimme kaputt gesungen und musste zwei Jahre „schweigen“. Sie hielt sich streng an die Weisungen des Arztes. Und es war nicht abzusehen, ob ihre Stimme wieder zurückkommt.
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Als sie wieder bei Stimme war, änderte die Wende das Leben in der DDR. Das Musikgeschäft war für Chris lange Zeit passé. Sie eröffnete eine kleine Boutique in Kleinmachnow, und weil die Menschen sie kannten und schätzten, redeten sie sich bei ihr die Sorgen von der Seele. „Ich war die Kummerkasten-Tante für die Menschen, die plötzlich ihre Existenz verloren hatten.“ Dabei ging es ihr selbst nicht gut. Nach zwei Jahren gab sie den Laden auf, er rentierte sich nicht. Sie begann zu fotografieren und zu malen, zeigte ihre Bilder in Ausstellungen, und hat immer wieder Lieder geschrieben und Platten aufgenommen. 1998 erschien die CD Meine großen ErfolgeVielleicht hat  der eine oder andere Chris Doerk in der TV-Serie Verbotene Liebe gesehen (1996), in der East Side Story (1997) oder 2004 in Live Movie – Feuer in der Nacht. 2002 veröffentlichte sie ihr autobiografisches Buch „La Casita – Geschichten aus Kuba“mit dem sie noch zu Lesungen unterwegs ist. 2012 erschien ihr Album Nur eine Sommerliebe für das sie die Texte selbst geschrieben hat. Im vergangenen Jahr brachte Dos Santos Entertainment als Auskopplungen die Titel „Sei ein Clown“, „Liebeslied für eineKatze“, „Sommerwind“ und „Ferien, Sommer – Sommerferien“ heraus.
Nach jahrelanger Sendepause zwischen Chris und ihrem Ex-Mann Frank Schöbel trat sie 2008 als Gast in seinen Konzerten anlässlich seines 45. Bühnenjubiläums auf. „Es war Wahnsinn, wie die Fans reagiert haben“, erinnert sie sich noch immer staunend. Auf der Bühne waren Chris Doerk und Frank Schöbel  in den Augen des Publikums immer noch das Traumpaar. Eingedenk dessen kam dann drei Jahre später eben jenes Angebot für die „Hautnah“-Konzerte. „Willst du dir das wirklich antun?“ fragte ihr Mann Klaus sie damals. Ja, sie wollte. „Ich bin Live-Sängerin und die Chance, wieder einmal in so vielen Konzerten auf der Bühne zu stehen, konnte ich mir nicht entgehen lassen“, sagt sie ehrlich.
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Chris & Frank auf dem Hautnah“-Konzert in Meißen 2012 ©André Kowalski
Aus einer Tournee wurden vier. In den Wintern 2011, 2012 und 2013 sangen sie ihre Duette in nahezu 200 Orten vor fast überall ausverkauften Sälen. Die Abschiedstour gab es im Frühjahr 2015. Danach war ruhiges um sie geworden. Nun sollte es eine Fernsehsendung zu ihrem 75. Geburtstag geben. Nein, machen wir doch nicht, wurde ihrem Agenten von dem betreffenden Sender mitgeteilt. Warum?
Das SUPERillu-Interview:

Happy Birthday, lieber Wolfgang Winkler!

Und wieder ist ein Jahr vergangen. Soeben habe ich Wolfgang Winkler zu seinem 74. Geburtstag gratuliert. Gesundheit gewünscht, die man mit zunehmenden Jahren mehr als alles andere braucht. Zur Zeit ist er mittwochs um 18.50 Uhr in der ARD-Vorabendserie „Rentnercops“ zu sehen. Humorvoll, witzig – etwas, das ihm liegt.

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Das Publikum seiner Lesungen mit Freund Jaecki Schwarz „Herbert & Herbert – Mit dir möchte ich nicht verheiratet sein“, kann das hautnah erleben.  Am 24. Mai plaudert das  launige Ex-Ermittlerduo des Hallenser „Polizeirufs 110“ Schmücke und Schneider auf der Großen Bühne des Theaters Eisleben aus seinem Leben.

TV-Termin 
„Rentnercops“ – ARD-Vorabendserie, mittwochs 18.50 Uhr

Lesung: 
„Herbert & Herbert – Mit dir möchte ich nicht verheiratet sein“,
24. Mai, 19.30 Uhr, Große Bühne des Theater Eisleben

 

Mehr von Wolfgang Winkler

https://prominentimostblog.com/2016/03/02/wolfgang-winkler-ausruhen-kann-ich-mich-wenn-ich-tot-bin/

Adé, lieber Rolf Losansky. Dein „Schulgespenst“ wird immer weiter fliegen

Er wollte nicht, dass Tränen fließen. Er wollte keinem Schmerz bereiten. Und so hat er, so gut es eben ging, halbseitig gelähmt, dem Sprechen nicht mehr mächtig, seine Späße gemacht, wenn man zu Besuch war. Er vermochte es, einem die Traurigkeit zu nehmen, die einen beschlich, und zum Lachen zu bringen.

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Rolf Losansky 1977 bei Dreharbeiten 

Rolf Losansky, dieser große Menschenfreund und Regisseur, für den Filme machen für Kinder- und Jugendliche eine Herzenssache war, starb am 15. September 2016 an den Folgen eines schweren Schlaganfalls, den er drei Jahre zuvor erlitten hatte . Am 6. Oktober fand der 85-Jährige in dem wildromantischen Friedhofsgarten von Bornstedt seine letzte Ruhestätte,  zwischen riesigen Eichen, alten Eiben und verholztem alten Efeu. Schon der Schriftsteller Theodor Fontane empfand diesen Ort als Paradies. Er schrieb: „Was in Sanssouci stirbt, wird in Bornstedt begraben.”

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Danka Losansky und seine Schwester Doris (r.) nehmen Abschied 

Groß war die Zahl derer, die sich an diesem traurigen Tag von Rolf Losansky verabschiedeten. Und es weinte nicht nur der Himmel. In der Kapelle gedachten fast 200 Trauernde dem Vater, Bruder, Freund, Kollegen. Die weiße Urne auf der Stele umgab ein Meer aus bunten Herbstblumen, gelben, roten, weißen Gerbera, Chrysanthemen, Sonnenblumen, Rosen und Lilien. „Danke, es war schön mit dir“, darunter die Skizze eines weinenden Mädchens, schickt ihm seine Tochter Danka auf einer weißen Schleife mit auf die Reise.

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Autorin und Freundin Christa Kozik mit ihrer Mini-Litfaßsäule 

Dieser Gedanke vereinte die Anwesenden. Kinderbuchautorin Christa Kozik, von der   einige seiner schönsten Filmgeschichten stammen, wie „Moritz in der Litfaßsäule“ oder „Ein Schneemann für Afrika“, hatte dem Freund als Grabbeigabe eine kleine Litfaßsäule gebastelt und dahin all ihre guten Wünsche für ihn in dem anderen Leben getan. Gojko Mitic, sein Indianerhäuptling aus dem Film „Der lange Ritt zur Schule“, verneigte sich ebenso wie die Schauspieler Wolfgang Winkler, der Smutje der MS Wismar auf der Reise nach Afrika, und Ernst-Georg Schwill. Er spielte in Losanskys erstem Erfolgsfilm „Die Suche nach dem wunderbunten Vögelchen“ die Rolle des hilfsbereiten Hauptwachmeisters Löffelholz.

„Mit seiner unkomplizierten Herzlichkeit, seinem Schnurrbart und seiner Nickelbrille war Rolf Losansky wie eine Figur aus seinen Filmen. Trotz aller Erfolge, Auszeichnungen und Preise war er vollkommen uneitel. Für ihn waren seine Filmkinder die Stars. Er trat hinter seine Geschichten zurück, in denen er Kindheit und Kinder nie idealisierte. Er wusste um die Bedrängnisse Heranwachsender, ihre Einsamkeit, Überforderung. Er verschloss nicht die Augen vor ihren Ängsten und Nöten und erinnerte uns daran, genau hinzusehen, uns ihnen zuzuwenden, so wie er sich immer um andere gekümmert hat. Er gab mehr als er vom Leben bekam“, hob Filmjournalist Knut Elstermann in seiner Trauerrede hervor.

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Zu fast all seinen Filmkindern hielt der Regisseur wie ein Vater Kontakt. Einige von ihnen waren gekommen: Schauspielerin Julia Jäger, die zusammen mit Dirk Müller als Moritz ihre erste Rollen in dem philosophisch-poetischen Film „Moritz in der Litfaßsäule“ spielte. Frank Träger, der Träumer Alex aus dem „Langen Ritt zur Schule“, ist KfZ-Mechaniker geworden, Ralf Schlösser, einst Kinderdarsteller in Rolf Losanskys Filmen „Blumen für den Mann im Mond“ und „…verdammt, ich bin erwachsen“, arbeitet als Schauspieler und Regisseur. Mit ihm und hundert Erkner Kindern hat Rolf Losansky 2011/12 sein letztes Filmprojekt „Wer küsst Dornröschen“ realisiert.

Zwei Minuten läuteten die Glocken der berühmten Persius-Kirche vor der letzten Zeremonie, der Aussegnung durch Pfarrer Friedhelm Wizisla. Vielleicht ist es ein Trost, daran zu denken, dass Rolf Losanskys Filme bleiben, dass noch viele Generationen mit seinem menschenfreundlichen Werk aufwachsen.

Abschied von Hilmar Thate

Berlin. Der Himmel war bedeckt, doch für den letzten Auftritt von Hilmar Thate öffnete er sein Wolkenfeld und ließ die Sonne scheinen. Es ist der 30. September, die Stunde zwischen elf und zwölf, auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof an der Chausseestraße. In der lichtdurchfluteten Trauerhalle fällt mein Blick über die Reihen der Angehörigen, engen Freunde, gemochten Kollegen auf das gerahmte Schwarzweiß-Porträt des Schauspielers. Sein Blick schaut nachdenklich, ein bisschen versonnen, in der Hand eine Zigarette. Er ist so nah und doch so fern.

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Der Sarg aus mattiertem Kirschholz mit nur zwei Sonnenblumen darauf, daneben Kränze aus bunten Herbstblumen geflochten, zeugt von der Unwiderruflichkeit des erloschenen Lebens eines Menschen, der ein besonderer war. Als Schauspieler, als Freund, als Gesprächspartner. Charmant, sensibel und zugleich kraftvoll. Unbeugsam in seiner Haltung, seinem Sinn für Gerechtigkeit. Er fehlt nun. Und vor allem seiner Frau, der Schauspielerin Angelica Domröse. Ihre Liebe war ein enges Bündnis voller Emotionen und einer bewegten, ja, oft stürmischen Realität. Hilmar Thate starb am 15. September mit 85 Jahren. Letztlich an den Folgen eines schweren Sturzes, der ihm die Lebenskraft nahm, wie ich heute erfuhr.

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Tapfer nimmt Angelica Domröse die Kondolenzen entgegen. Links neben ihr Hilmar Thates Sohn Hanno

Es wird ein stiller Abschied, so wie er ihn sich gewünscht hat. Keine Trauerrede. „Hilmar wollte keine Rede zum Abschied. Das hat er mir gesagt, das hat er Angelica gesagt. Lasst uns also jetzt und hier im Stillen und jeder mit seiner Erinnerung an einen besonderen Menschen und unvergesslichen Schauspieler denken“, sind die einzigen Worte des Abschieds. Gesprochen von Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase, einem Freund, in dessen DEFA-Film „Der Fall Gleiwitz“ Hilmar Thate 1960 die Schlüsselrolle spielte.

Für diese Minuten des Innehaltens hatte Angelica Domröse eine bizarre Straßenmusik ausgesucht, die sie vor Jahren auf einer Party gehört hatte und sich von dem Gastgeber überspielen ließ. „Sie hat uns so gefallen“, sagt sie. Als danach „Pablos’s Blues von Miles Davis“ verklungen war, geben wir Hilmar Thate das letzte Geleit. Neben mir läuft Schauspieler Christian Grashof, hinter mir sehe ich Schauspielerin Jutta Hoffmann mit ihrem Ehemann, dem Regisseur Nikolaus Haenel, und Schauspieler Carl Heinz Choynski.

Mein letzter Gruß ist eine weiße Rose.

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„Ich höre auf zu leben, aber ich habe gelebt. So leb auch du, mein Freund, gern und mit Lust und scheue den Tod nicht.“ Zitat aus „Egmont“, von Johann Wolfgang von Goethe.

 

Heiko Reissig: „Ich lade gern mir Gäste ein…“

„Ausverkauftes Haus, Standing Ovations, Feuerwerk, ein Meer von Blumen, Zugaben und ein total glückliches Publikum – was will man mehr“, freut sich Kammersänger Heiko Reissig über seine Jubiläumsgala, zu der er am vergangenen Samstag in das Kultur- und Festspielhaus Wittenberge eingeladen hatte. Hier stand er als Kinderdarsteller 1976 zum ersten Mal auf der Bühne. Im Märchen „Hänsel und Gretel“.

40 Jahre Bühnenjubiläum und sein 50. Geburtstag waren dem charmanten Operetten-Tenor und Entertainer Anlass, 700 Gästen eine berauschende Show der heiteren Muse zu präsentieren. „Es ist wirklich ein glamouröses Fest geworden, so schön hätte ich es nicht erwartet. Dafür möchte ich mich bei allen, die mir geholfen haben, diesen Abend auf die Beine zu stellen, aufs Allerherzlichste bedanken. Sie haben mir eine unauslöschliche Erinnerung geschenkt“, sagt er mir am Telefon, denn er ist schon wieder unterwegs. Mit seinem Unterhaltungsprogramm „Musikalische Rumpelkammer“ wird er die Kreuzfahrt-Passagiere der MS Albatros auf eine amüsante und auch informative Zeitreise in die Welt der Operette und Filmschlager mitnehmen. Ganz nach seinem großen Vorbild, dem Schauspieler Willi Schwabe. „Eigentlich bin ich groggy“, gesteht er, aber der Vertrag war unterschrieben. Und es macht mir ja Spaß, anderen Freude zu bereiten.“

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Fünf Grazien: KS Karin Pagmar, Caroline Bungeroth, Stefanie Simon, Alexandra Lachmann und KS Christine Wolff

Das ist sein Leben, seit ihn in Kinderzeiten das Theater in seinen Bann gezogen hat. Charme und sein Talent zur Unterhaltung ließen den Operettensänger zum Publikumsliebling werden. Soviel er auch durch die Welt reist, sein Herz hängt an seiner Heimat – und natürlich der Operette. Einem geschmähten Genre. 1998 rief er die „Elblandfestspiele Wittenberge“ ins Leben, ein Festival der heiteren Muse, das er bis 2008 als Regisseur und Intendant führte. „Inspiriert hatte mich  das österreichisch-ungarische Operettenfestival in Mörbisch am See, zu dem jeden Sommer täglich 6000 Musikfreunde kommen. So etwas hatte ich mir für Wittenberge auch vorgestellt“,  sagte er mir in einem Interview.  Inzwischen sind die Musikfestspiele in Wittenberge ebenfalls international berühmt und locken jeden Sommer Tausende Musikfreunde an. Neben Gastspielen, Konzerten, Tourneen kümmert sich der 50-jährige Sänger, Komponist, Regisseur und Entertainer seit seiner Studienzeit um die Förderung junger Operetten-Künstler. „Mir war aufgefallen, dass im Bereich der Operette nicht viel passiert, der Nachwuchs fast immer  hintan stand.“ In diesem Sinne engagiert er sich auch seit vielen Jahren ehrenamtlich als Präsident in der Europäischen Kulturwerkstatt Berlin-Wien.

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Der Jubilar mit dem Wittenberger  Shantychor „De Buhnenkieker“ und Star-Trompeter Walter Scholz

Am 24. September nun legten sich befreundete Künstler ins Zeug, um dem Entrepreneur des Operettentheaters selbst eine Freude zu schenken. Aus Schweden war Kammersängerin Karin Pagmar angereist, aus Russland der Pianist Mikhael Mordvinov. Die Sopranistinnen KS Christine Wolff und Alexandra Lachmann, Kammersänger Johannes von Duisburg gratulierten mit berühmten Melodien, ebenso wie Sängerin Regina Thoss, die mit ihm lange befreundet ist. Das bunte Programm vervollkommneten Star-Trompeter Walter Scholz, der Wittenberger Shantychor „De Buhnenkieker“, Alt-Star Michael Hansen, das Duo Stefanie Simon und Bert Beel sowie Deutschlands Travestie-Star Renata Ravell und das Artistenpaar Angelique & Kavalier. Mit ihrem musikalischen und komödiantischen Talent begeisterte die junge Sängerin Caroline Bungeroth – das „Fräulein Mizi“ des Duos Scheeselong – Publikum und Gastgeber. „Ohne Detlef Heising und Alfred Otto, die für das sensationelle Bühnenbild und den reibungslosen Ablauf sorgten, wäre das Event nicht möglich gewesen“, fügt Heiko Reissig noch an. „Eine tolle Leistung in Anbetracht der Tatsache, dass wir nicht mal zwei Tage Zeit zur Vorbereitung hatten.“

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Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Wittenberge. Jubilar Heiko Reissig  mit der stellv. Bürgermeisterin Waltraud Neumann (v.l.),  Laudator Jürgen Schmidt und Pressereferentin Christiane Schomaker

Mitten in der Show dann die große Überraschung für den „Kavalier der heiteren Muse“: Für seine Verdienste um das Musiktheater, speziell die Operette, wurde er mit dem österreichischen „Internationalen Prof.-Heinz-Neubrand-Musikpreis-Wien 2016“ geehrt. Anschließend bat ihn die stellvertretende Bürgermeisterin von Wittenberge, Waltraud Neumann, seiner Heimatstadt die Ehre zu erweisen und sich ins Goldene Buch einzutragen.

Die launigen Worte zwischen den Darbietungen fand Moderator Lutz Hoff. „Er war trotz einer Verletzung gekommen“, erzählt Heiko Reissig. „Das rechne ich ihm hoch an.“ Von Lutz Hoff erfuhr ich, dass ihm kurz zuvor die Achillessehne gerissen ist. „Ein kleiner Fehltritt, und es hat zupp gemacht. Ich habe beim Aussteigen aus der Regional-Bahn den kleinen Treppenabsatz übersehen und da war es passiert. Aber alles halb so schlimm. Die Sehne wird zusammengenäht und dann muss ich noch sechs Wochen den ,Stiefel’ tragen.“ Während ich schreibe, ist er bereits im Krankenhaus und wird auf die OP vorbereitet. Gute Besserung!

Ehrung für Rolf Hoppe

Weißig. Auszeichnungen sind Rolf Hoppe nicht wichtig. Aber wenn sie denn kommen, steht doch ein Leuchten in seinen Augen. Ein ganz besonderer Moment war für den großartigen und beliebten Schauspieler seine Ernennung zum ordentlichen Ehrenmitglied der Europäischen Kulturwerkstatt Berlin-Wien, der internationalen Gesellschaft zur Förderung von Musik, Theater und Kunst, am 16. September.

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Schauspieler und Prinzipal Rolf Hoppe im Foyer seines Hoftheaters

Bewegt stand er auf der Bühne seines kleinen Hoftheaters in Dresden-Weißig und nahm die Urkunde aus den Händen des EKW-Präsidenten, Kammersänger Heiko Reissig, entgegen. „Getreu seinem Motto: Das Gute im Bösen sichtbar machen und das Böse im Guten, ist Rolf Hoppe ein unverrückbarer Garant für höchste Darstellungskunst im wahrsten Sinne des Wortes, ein Garant für packende Unterhaltung, für sprachliche Nuancen und Raffinessen, für ironisch feinen Witz oder derben Humor“, heißt es in der Laudatio. Ja, für all das liebt und verehrt ihn sein zahlreiches wie treues Publikum. Rolf Hoppe ist in seinem langen und ausgefüllten Künstlerleben zu einem wahrhaftigen Volksschauspieler avanciert. Die Reaktion des Geehrten ist typisch für ihn, den Harzer Jungen, einem Kriegskind, das den Wunsch hatte, den Leuten Freude zu bringen und bis jetzt danach lebt. „Dass Menschen an einen denken, denen man mit seiner Arbeit Freude gebracht hat, ist das eine. Aber dass meine Arbeit so hoch geschätzt wird, macht mich alten Mann glücklich. Man wird ja schnell vergessen, wenn man nicht mehr so dabei ist. Ich habe immer für die Menschen gespielt und möchte immer noch in ihre ernsten Gesichter ein Lächeln zaubern. Darum habe ich mir die Kindheit in die Tasche gestopft und hole sie heraus, wann immer mir danach ist“, sagt er. Und lacht.

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September 2016. Kammersänger Heiko Reissig, ehrenamtlicher Präsident der Europäischen Kulturwerkstatt Berlin-Wien, überreicht Rolf Hoppe (neben ihm Tochter Josephine) die Urkunde für die Ehrenmitgliedschaft. Foto: EKW-Archiv

Für den 85-Jährigen gibt es immer noch etwas zu tun. Nicht nur in seinem Garten, den er hegt und pflegt und sich daran erfreut. Manchmal steht der Prinzipal auf der Bühne seines Hoftheaters, hin und wieder ruft der Film. Vor ein paar Tagen stand für er den neuen „Spreewaldkrimi: Die Rückkehr des Schlangenkönigs“ vor der Kamera. Tochter Christine, eine der wichtigsten Schauspielerinnen Dresdens, hat ihn begleitet. „Wir haben in einem Hotel in Burg gedreht. Es ist die Fortsetzung der ,tödlichen Legende‘, in der ich wieder den verwirrten alten Mann spiele. Es war nur ein Tag, aber ich merke inzwischen die Anstrengungen“, erzählt Rolf Hoppe. Nach über 60 Jahren eines prallen Arbeitslebens, das ihn auch in hohem Alter noch in die weite Welt geführt hat – bis nach Australien – braucht sein Akku mehr Zeit zum Aufladen. „Ich schlafe viel. Doch Kopf und Körper müssen immer noch etwas zu tun haben, sonst ist bald Schluss“, sagt er und hat sein schelmisches Lächeln im Gesicht – wie immer, wenn wir mit einander reden.

 

Von Brecht bis C. U. Wiesner – zum Tod von Stefan Lisewski

Heute, am 6. Juli, wäre Stefan Lisewski 83 Jahr alt geworden. Er starb vor vier Monaten, am 26. Februar 2016. Ich hatte das Vergnügen, ihn persönlich kennen zu lernen. Seine Filme haben mich in meiner Jugend begleitet: Der DEFA-Film „Das Lied der Matrosen“, seine erste Filmrolle 1958, „Verwirrung der Liebe“, „eine Handvoll Noten“ oder der Kinderfilm „Die Jagd nach dem Stiefel“ gehören zu meinen Erinnerungen an ihn.

Es macht traurig. Schauspieler Stefan Lisewski ist tot. Er starb am 26. Februar im Alter von 82 Jahren. Unerwartet für alle. Ich habe ihn weniger auf der Bühne des Berliner Ensembles erlebt, wo er in nahezu allen Brecht-Stücken Hauptrollen spielte, als vielmehr in zahlreichen DEFA- und Fernsehfilmen. Rothaarig, sportliche 1,90 Meter hochgewachsen und mit einer einprägsamen, ausdrucksstarken Stimme, war er ein besonderer Typ. Überzeugend in seinen künstlerischen Darstellungen und von Kollegen, insbesondere Filmpartnerinnen, zudem wegen seiner humorvollen Art, seiner Jungenhaftigkeit besonders gemocht. „Mit ihm zu drehen war stets ein Vergnügen“, erinnerte sich Annekathrin Bürger in einem unserer vielen Interviews. In den Erinnerungen an ihren ersten Film „Verwirrung der Liebe“ (1959) verriet mir Angelica Domröse, dass ihr Stefan Lisewski imponiert habe. „Er hat am BE gespielt!“

12144691_1074751285880407_90651267554558913_n.jpg Stefan Lisewski 2009 beim Filmtreff in Quedlinburg c/o Hans-Jürgen Furcht

Da, wo sie hin wollte, gehörte Lisewski von 1957 an zu den wichtigsten Schauspielern. Mit der Übernahme…

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