Archiv der Kategorie: Kultur-Tipp

„He, Du!“ – DEFA-Kultfilm mit Annekathrin Bürger

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Annekathrin Bürger als Jette in „Hostess“- © DEFA-Stiftung/Dieter Jaeger

Dass Annekathrin Bürger eine Schauspielerin mit vielen Facetten ist, hat sie in DEFA-Filmen gezeigt, die heute Kult sind: „Berliner Romanze“ (1956), „Königskinder“ mit Armin Mueller-Stahl (1962) und „Hostess“ (1975) unter der Regie ihres Mannes, des Schauspielers und Drehbuchautors Rolf Römer.

Am 3. April ist die Schauspielerin 80 Jahre alt geworden.  Das Filmmuseum Potsdam erfüllt ihr am 12. April nachträglich einen Geburtstagswunsch und zeigt den Liebesfilm He, Du!“ (1969), den ihr Rolf Römer für sie geschrieben hat. Es ist der Debütfilm des Schauspielers als Regisseur und Autor. Man hatte ihn als Schauspieler nach seiner Aufmüpfigkeit am Theater in Senftenberg ein bisschen aufs Abstellgleis geschoben. Er bekam kaum Angebote, und die er bekam, befriedigten ihn nicht. Und als er 1965 in Jürgen Böttchers Film „Jahrgang ’45“ im Begriff war, die Rolle seines Lebens zu spielen, wird er noch vor der Postproduktion verboten. Rolf Römer blieb auch in seiner zweiten Profession kritisch im Blick auf die DDR-Gesellschaft. Mit seinem „Polizeiruf 110: Schuldig“ (1978) in dem es um den Selbstmord eines Rangiermeisters geht, überschreitet er eine Grenze. Und bekommt keine Regie-Aufträge mehr.

Inhalt „He, du!“

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Heinz-Dieter Knaup als Horst Bach ©DEFA-Stiftung Zähler
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Annekathrin Bürger als Lehrern Ellen Volkmann ©DEFA-Stiftung/Zähler

Die 28jährige Ellen Volkmann ist eine emanzipierte Frau, Lehrerin aus Passion. Voller Idealismus versucht sie, gegen die Routine und Abgeklärtheit von Kollegen und Eltern anzugehen. Als sie bei einer Vertretungsstunde erkennt, dass Schüler zwar Bruno Apitz’ Roman „Nackt unter Wölfen“ als Schullektüre lesen müssen, mit den Ereignissen hinter dem Roman aber nichts mehr anzufangen wissen, sieht sie das auch als Versagen ihrer Kollegen und beruft eine Lehrerkonferenz in der Schule ein. Auch in ihrer Klasse erkennt sie, dass einzelne Schüler besondere Hilfe brauchen. Der 12-jährige Peter trinkt und raucht bereits. Als sie eines Tages beim Besuch der Mutter den Onkel des Jungen kennenlernt, wird ihr Gefühlsleben heftig durcheinander gewirbelt: Obwohl der Mann mit seinen rauen Erziehungsmethoden so gar nicht ihrem Ideal entspricht, fühlt sie sich doch zu ihm hingezogen – viel stärker jedenfalls, als zu ihrem elanlosen Kollegen Bach, der ihr kürzlich einen halbherzigen Heiratsantrag gemacht hat. Während eines Skiurlaubs versucht Ellen, sich über ihre Gefühle klar zu werden. 

Annekathrin Bürger drückt Rolf Römers Debütfilm ihres Mann Rolf Römer als Regisseur ihren unverkennbaren Stempel auf.  Ihre Filmpartner sind der großartige Heinz-Dieter Knaup (Horst Bach) und Frank Obermann (Frank Rothe). Frank Obermann starb mit 54 Jahren.  Die Rolle des Maxe Krahl wird nicht, wie vielfach behauptet, von Rolf  Römer gespielt, der ein geborener Specht ist, sondern von seinem Vater, der ebenfalls den Namen Rolf Specht trägt.

Mittwoch, 12. April 2017, 19 Uhr
„He, Du!“ in Anwesenheit von Annekathrin Bürger
im Kino des Filmmuseums Potsdam,
Breite Str. 1a (Marstall)
14467 Potsdam
Kartenreservierung: 0331-27181-12, 
ticket@filmmuseum-potsdam.de

 

Die Festivals von Edinburgh feiern ihr 70-jähriges Bestehen

Ich habe eben eine Mail bekommen, die es wert ist, hier auf dem Blog promotet zu werden. Dieses Jahr begeht Edinburgh im Rahmen einer ganzjährigen Feier, die Schottlands historische Hauptstadt wie nie zuvor zu etwas ganz Besonderem macht, das 70. Jubiläum seiner weltberühmten Festivals.

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The Excitements/Edingburgh Jazz und Blues Festival

Diese einzigartige Idee wurde im Jahr 1947 geboren. Die Festivals von Edinburgh – allen voran das Edinburgh International Festival, der Edinburgh Festival Fringe und das Edinburgh International Film Festival – nahmen damals als Initiative für mehr Menschlichkeit ihren Anfang, nachdem die Unmenschlichkeit mit dem Zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt erreicht hatte.

Diese Inspiration konnte 70 Jahre lang aufrechterhalten werden und machte Edinburgh und seine Festivals zu einem unvergleichlichen Ziel für erstklassige Kultur und internationalen Austausch, das Edinburgh den Ruf einer weltweit führenden Festivalstadt einbrachte. Ein 70-sekündiger Film fängt einige außergewöhnliche Augenblicke der Festivals von Edinburgh ein und gibt einen Vorgeschmack auf die Festivalsaison 2017 gibt.

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Go Get ‚EM KID/Imaginate Festival. Foto: Eion Carey

Von Theater, Tanz, Oper über Musik und Literatur bis hin zu Film, Wissenschaft, visuelle Kunst, Jazz und große Veranstaltungen ist bei den Festivals von Edinburgh für jeden Geschmack das Richtige dabei. Veranstaltungsorte und Räume jeder Art werden zu Bühnen umfunktioniert, wie zum Beispiel das prächtige Edinburgh Castle, Theater, Konzerthallen und Spiegelzelte sowie die legendären Pflasterstraßen der Stadt.

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NVA’s Speed of Light/Edinburgh International Festival. Foto: Euan Myles

Im Jahr 2017 ist die Welt zu Gast in Edinburgh. Menschen und Kultur stehen  im Mittelpunkt der Festivals. Das Jahr 2017 bietet die ideale Gelegenheit, in einer der legendärsten Städte der Welt ein einzigartiges, unvergessliches Festival zu erleben und eine Reise nach Edinburgh zu planen.

Und das sind die Termine:
Edinburgh International Science Festival:
1. bis 16. April
Imaginate Festival
27. Mai bis 4. Juni
Edinburgh International Film Festival 21. Juni bis 2. Juli
Edinburgh Jazz & Blues Festival
14. bis 23. Juli
Edinburgh Art Festival:
27. Juli bis 27. August
The Royal Edinburgh Military Tattoo – 4. bis 26. August,
Edinburgh International Festival  4. bis 28. August
Edinburgh Festival Fringe – 4. bis 28. August,
Edinburgh International Book Festival  – 12. bis 28. August
Scottish International Storytelling Festival – 20. bis 31. Oktober
Hogmanay  – 30. Dezember 2017 bis 1. Januar 2018.

Näheres unter http://www.edinburghfestivalcity.com.
Video: http://www.edinburghfestivalcity.com/edfests70

Junges Kino trifft „alte“ DEFA-Filme – Andres Veiel

Im Mai 2016 jährte sich die Gründung der DEFA zum 70. Mal. Die DEFA-Stiftung nimmt das Jubiläum zum Anlass, nicht nur auf herausragende Produktionen aus fünf Jahrzehnten aufmerksam zu machen, sondern auch dem Fortwirken des DEFA-Erbes im aktuellen Filmschaffen nachzuspüren. Aus diesem Grund lädt sie das ganze Jahr über jüngere deutsche Regisseurinnen und Regisseure dazu ein, im Kino Arsenal DEFA-Filme vorzustellen, die sie besonders beeindruckt oder in ihrer Arbeit beeinflusst haben.

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Andres Veiel Foto: Wilfried Böing

Andres Veiel (Jg. 1959) absolvierte nach einem Psychologiestudium Ende der 1980-er Jahre eine Regie- und Dramaturgie-Ausbildung am Berliner Künstlerhaus Bethanien, begann dann aber Dokumentarfilme zu drehen. Bekannt wurde er mit seiner Dokumentation „Black Box BRD“ (2001). Es folgten u. a. „Die Spielwütigen“ (2004), „Der Kick“ (2005) und dann 2011 sein erster Spielfilm „Wer, wenn nicht wir“.

Andres Veiel präsentiert den DEFA-Film „Ich war neunzehn“ mit Jaecki Schwarz  der Rolle des jungen Deutschen Gregor Hecker. Es ist die Geschichte des Regisseurs Konrad Wolf, der in der Roten Armee diente. Schwarz wurde 1968 mit dem Film populär. „Das war mein erster Glücksfall als Schauspieler. Und er hängt mir 50 Jahre da­­nach noch an – im positiven Sinne. Erst kürzlich hielt ich an der FU Berlin einen Vortrag über den Film und die Arbeit mit Regisseur Konrad Wolf. In der Diskussion zeigte sich, dass auch die jungen Leute heute die Problemstellung verstehen“, erzählt er im Interview. Jaecki Schwarz‘ Vater war ein junger russischer Offizier, in den sich seine Mutter verliebt hatte.  Noch vor Jaeckis Geburt wurde sein Vater in die Sowjetunion zurückgeschickt. „Ich habe ihn nie kennengelernt“, sagt der heute 70-jährige Schauspieler.

Jaecki Schwarz (Gregor Hecker) und Dieter Mann (Unteroffizier) in "Ich war neunzehn"
Jaecki Schwarz und Dieter Mann Foto: DEFA-Stiftung

Filmabend am 6. 12. 2016 im Arsenal
19:00 Uhr
ICH WAR NEUNZEHN   (DDR 1967, R: Konrad Wolf, 119 min)
 Gregor Hecker, der mit seinen Eltern in die Sowjetunion emigriert war, kehrt 1945 als Leutnant der Sowjetarmee in seine Heimat zurück und versucht, Antworten auf Fragen nach Vergangenheit und Gegenwart zu finden. Der nach Erinnerungen Konrad Wolfs facettenreich in Episoden gestaltete Antikriegsfilm beschreibt ohne Pathos und Larmoyanz die Schrecken des Krieges und macht die Schuld der Deutschen deutlich.

Im Anschluss ein Filmgespräch zwischen Andres Veiel und Dr. Ralf Schenk (DEFA-Stiftung)

21:30 Uhr  frühe Dokumentarfilme von Volker Koepp
TAG FÜR TAG (DDR 1979, 32 min)
Porträt einer selbstbewussten Schweißerin in einem Betrieb für Landtechnik in Schwaan (Mecklenburg)
FEUERLAND (DDR 1987, 30 min)
Das Alltags- und Nachtleben in Berlin-Mitte zwischen Chaussee-, Invaliden- und Wilhelm-Pieck-Straße
In Koepps frühen Filmen sind die Menschen organischer Teil einer Gegend, verwoben mit deren Vergangenheit und Gegenwart – einer Gegenwart, die sich vor allem in Arbeitsabläufen manifestiert. Sie sind Momentaufnahmen, die Wandelbarkeit und Beständigkeit des menschlichen Lebens zugleich dokumentieren.

Kino Arsenal
Potsdamer Straße 2,
10785 Berlin
Telefon: 030 26955100