Karin Ugowski – Diese Goldmarie lieben nicht nur die Kinder

Man mag es kaum glauben, aber seit sechs Jahrzehnten zieht das DEFA-Märchen von Frau Holle, der fleißigen Goldmarie und der faulen Pechmarie in der Winterzeit Alt und Jung vor die Bildschirme. Man mag sagen, Tradition, Verbundenheit von Eltern und Großeltern zu den Märchenproduktionen aus DDR-Zeiten, die sie an ihre Kinder und Enkel weitergeben. Ich nehme mich da nicht aus. Vielleicht ist ja auch ein bisschen Nostalgie dabei. Und ehrlich gesagt, kann mich die rbb-Neuverfilmung des Märchens nach einem Drehbuch von Marlis Ewald nicht so sehr begeistern.

Die Außenkulisse für das Zuhause von Gold- und Pechmarie in dem 2008 gedrehten Märchen ist das Freilandmuseum Lehde Quelle: ARD/TV-Seiten

Mir fehlt das Märchenhafte, das verzaubern und in eine Welt entführen soll, die anders ist, als die uns umgebende. Regisseur Bodo Fürneisen hat seine Märchenversion in einer schönen Naturkulisse aufgenommen, im Freilandmuseum Lehde mit seinen historischen Katen. Zu wirklichkeitsnah, empfinde ich, nicht dazu angetan, mich dahin zu tragen, wo Märchen zu Hause sind. In die Welt der Phantasie. Und Frau Holle? Sie wirkt in ihrem dirndlartigen Kleid mit dem beblümten Strohhütchen oder der weißen Haube auf dem Kopf wie eine bayerische Landfrau im Sonntagsstaat. Mag daran liegen, dass die Starnbergerin Marianne Sägebrecht es so assoziiert.

Marianne Sägebrecht gibt eine wenig märchenhafte Frau Holle. Lea Eisleb spielt Marie, die fleißige der beiden Schwestern © Filmmuseum Potsdam

Wie bei fast allen neuen Märchenverfilmungen, sprechen die Darsteller in unserer Alltagssprache. In einem Märchen hat sie nichts zu suchen, ebensowenig wie Familiennamen. Zumindest sollten diese dann phantasievoll sein, etwas mit der Figur zu tun haben. In allen Frau Holle-Märchen haben die Schwestern oder Stiefschwestern nur Vornamen, heißen nicht Müller oder Weber wie Marie und ihre Schwester Louise. Das alles passt für mich nicht zu dem, wofür ich Märchen liebe – ihre Ort- und Zeitlosigkeit, ihre poetische Sprache. In den phantastischen Welten der Volksmärchen, wie „Frau Holle“ eines ist, bleiben die Fragen „Wo?“ und „Wann“ in den Texten fast immer unbeantwortet. Ich habe als Kind auch nie danach gefragt. Und mache es auch heute noch nicht, wenn sich das nicht nicht gerade aufdrängt wie eben bei der oben erwähnten rbb-Verfilmung.

Marie und ihre Freunde, die Holzfäller Mathias (Herbert Graedtke), Hannes (Rudi Pfaff) und Klaus (Jürgen Pöschmann), vor dem Haus der Stiefmutter. Die farbenfrohe Kulisse wurde im Atelier aufgebaut. Klar und stilisiert wie eine Kinderzeichnung Foto: Screenshot ©DEFA-Stiftung, Erich Gusko
Winterlandschaft im Atelier. Die Tannen sehen aus, als wären sie aus Papier gefaltet Foto: Screenshot © DEFA-Stiftung/Erich Gusko

Das DEFA-Märchen gibt sich dem Phantastischen auf eine ganz besondere Weise vorbehaltslos hin. Regisseur Gottfried Kolditz und Autor Günter Kaltofen verbanden die Tugenden bester Märchenverfilmungen mit einem Experiment. Kolditz, der schon den DEFA-Kultfilm Schneewittchen“ auf die Leinwand gebracht hatte, hielt sich hier fast wörtlich an die Gebrüder Grimm. Er drehte das Märchen auch nicht in realer Natur, nicht in romantischen Dörfern oder auf wogenden Feldern, sondern ließ seine winterliche Märchenwelt ausschließlich im Atelier aufleben. Alles spielt sich in einer minimalistischen, stilisierten Dekoration ab, die das Szenenbildner-Duo Erich Krüllke und Werner Pieske entworfen hat.

Die Goldmarie legt Scheite auf das flackernde Feuer im Kamin, der vor einer schwarzen Wand steht Foto: Screenshot ©DEFA-Stiftung/Erich Gusko

Karin Ugowski, die als Goldmarie damals ihr Filmdebüt gab, erinnert sich noch gut. „Kolditz hat etwas gemacht, das mich zuerst irritierte. Es gab keine Wände in der Kulisse. Die Szenerie hatte etwas von einer Theaterbühne, die nirgendwo endet. Die Dekorationen hatten kein Hinterland, waren eindimensional. Dazwischen bewegten wir uns, hantierten mit Pferd und Wagen, befeuerte ich den Kamin mit Holzscheiten oder saß mit meinem Spinnrad am Brunnen.“ Die Faule wälzt sich in ihrem Bett, das im Nichts steht. Denn rundherum ist alles dunkel. Im Haus von Frau Holle führt die Treppe, von der man nur das Geländer sieht, für den Zuschauer in den Wolkenhimmel.

Frau Holle (Mathilde Danegger) kommt die Treppe hinab, die in der Luft zu hängen scheint Foto: Screenshot ©DEFA-Stiftung/Erich Gusko

Die Akteure spielten vor farbigen Hintergründen, sodass die Szenen wie Bilderbuchseiten erscheinen. Jede hatte ihren eigenen Farbton. Das Wandbord mit den Tellern, Tassen und Krügen im Haus der Stiefmutter schwebte vor einer schwarzen Wand im Raum. Die Wiese mit den weißen Margeriten leuchtete vor hellem Blau, Frau Holles Welt war in Weiß getaucht.

Die Pechmarie (Katharina Lind) holt sich Naschwerk vom Wandbord, das im Nichts schwebt. Tassen, Teller und Krüge sind durch die Einfarbigkeit ihrer Tiefenausdehnung beraubt. Auch die Holztruhe wirkt wie gemalt Foto:Screenshot ©DEFA-Stiftung/Erich Gusko

Corinna A. Rader schrieb über die Szenografie dieses Märchenfilms im DEFA-Journal „Leuchtkraft 2021“: Das Szenenbildner- Duo Erich Krüllke und Werner Pieske habe „eine Spielart der Stilisierung entwickelt, die in ihrer Konsequenz nicht mehr steigerbar war. Durch die Auflösung von Raumgrenzen erzeugten sie Schauplätze mit scheinbar unendlicher Ausdehnung, innerhalb derer alle Ausstattungsobjekte vom Bett bis zum Baum derselben abstrahierenden Reduktion unterworfen wurden.“

König Drosselbart (Manfred Krug) hat den Hochmut der Prinzessin (Karin Ugowski) gebrochen. Er führt sie über die Terrasse in sein Schloss ©DEFA-Stiftung/Ekkehard Hartkopf, Max Teschner

Krüllkes und Pieskes Kunstgriffe inspirierten danach andere Regisseure wie Walter Beck, der 1965 das Grimmsche Märchen „König Drosselbart“ verfilmte, oder Ursula Schmenger 1975 für ihren Film Die Regentrude“. Doch keine der nachfolgenden Märchenproduktionen, erreichte die visuelle Stringenz von Frau Holle, resümiert Corinna A. Rader.

Faszinierend für Kinder die Margeritenwiese, auf der ein wunderhübscher Schmetterling auf einer Blüte sitzt Foto: Screenshot ©DEFA-Stiftung/Erich Gusko

Es war ein ungewöhnliches Experiment, einen Märchenfilm wie ein lebendiges Bilderbuch zu gestalten. Er sollte vor allem die ganz kleinen Kinder erreichen, und ihre visuelle Wahrnehmung beginnt bekanntlich mit ganz einfachen farbigen Zeichnungen.

Eine liebevolle Bastelarbeit der Szenenbildner Foto: Screenshot ©DEFA-Stiftung/Erich Gusko

Das Experiment ist gelungen. Die DEFA begab sich auf einen neuen Weg in der Machart ihrer Märchenfilme. „Frau Holle“ ist ein alter Film, doch keineswegs altbacken und altmodisch in seiner Erzählweise.
Während ich hier schreibe, schaut sich meine 6jährige Enkelin den Film auf dem Tablet an. Sie ist ganz dabei, kommentiert manches, was sie sieht: Die Mutter ist aber böse zu der älteren Tochter. Die ist fleißig. Und als die Pechmarie mit schwarzer Farbe überschüttet wird: Das hat sie nun davon, weil sie so faul war. Nebenbei malt sie etwas. Ist dir langweilig, will ich wissen. Lina schüttelt den Kopf. Auf ihrem Blatt Papier erkenne ich den Backofen. Auch ich habe noch heute Freude an den klaren schönen Bildern, den liebevollen Details, wie dem flatternden Pfauenauge auf einer Margerite. Ich bin fasziniert von der lieblichen Stimme der Goldmarie und dem warmen Timbre der Frau Holle, gespielt von der wunderbaren Mathilde Danegger.

Die Stiefmutter wird gespielt von Elfriede Florin, Katharina Lind ist die faule tochter, die am liebsten im Bett liegt Foto: Screeshot ©DEFA-Stiftung/Erich Gusko

Katharina Lind als faule Stiefschwester ist mit ihrer Ruppigkeit das Extrem zur Freundlichkeit und Sanftheit von Karin Ugowskis Goldmarie. Sie erzählte mir in einem Interview, dass ihr diese Rolle gefiel, weil sie lebensnäher, menschlicher war als die Goldmarie. Und auch sie hat ihre Fans. „In Autogrammbriefen, die ich immer noch bekomme, schreiben Erwachsene, dass die Pechmarie ihr Vorbild war. Sie mochten sie, weil sie sich gewehrt hat. Viele Kinder haben sich mit ihr identifiziert, die nicht perfekt waren, die nicht diesen Gehorsam hatten, dieses Positive wie die Goldmarie. Ich bleibe auch lieber im Bett, als zur Schule zu gehen, schreiben sie. Andere erzählen, dass sie keine Lust haben, zu Hause zu helfen. Die Pechmarie ist eigentlich so, wie die Mehrheit der Kinder schon immer war.“ Ihre Rolle würde Katharina Lind gern noch mal spielen, nur dann noch trotziger, aggressiver. Weil sich inzwischen die Kinder dahin bewegen.

Mitten im Winter sitzt Marie am Brunnen und spinnt. Unendlich scheint der Raum bis zum blauen Horizont. Karin Ugowski hat das Spinnen bei einer Schwester im Oberlinhaus Babelsberg extra für ihre Rolle erlernt Foto: Screenshot ©DEFA-Stiftung/Erich Gusko

Es ist unübersehbar, dass der Film die Moral der Geschichte herausgearbeitet hat ohne zu moralisieren. Auf eine kluge Weise, vermittelt er den Kindern unmerklich, was ist gut, was ist böse, was darf man und was soll man nicht tun. Meine Enkelin ist der Beweis. Man mag heute über die unverhohlene pädagogische Absicht denken, was man will. Verkehrt ist es jedenfalls nicht, Kindern eine Richtlinie anzubieten, die ihnen hilft, sich zu orientieren. „Ich bin ja kein Freund von nicht solchen pädagogischen Zeigefingern“, sagte mir Karin Ugowski, „aber den Kindern hat der Film gefallen und tut es noch immer. Wobei man den DEFA-Märchen der 60er Jahre lassen muss: Es gibt darin keine Gewalt, sie sind auf ein humanistisches Weltbild gerichtet.“

Mathilde Danegger ist eine Frau Holle, wie man sie sich nach Grimms Erzählung vorstellt Foto: Screenshot ©DEFA-Stiftung/Erich Gusko

Karin Ugowski ist eine Goldmarie, die von den Kinder geliebt wird. Wenn sie damals mit ihrem kleinen Sohn zum Spaziergang aus dem Haus kam, bildete sich gleich eine Traube von Kindern aus der Straße um sie. Ein Junge aus Großräschen schrieb ihr: „Karin Ugowski, was machst du heute Abend? Ich komme mal vorbei. Wenn du nicht da bist, schlafe ich vor deiner Tür.“ Eltern haben sie vereinnahmt. „Eine Mutter bat mich, ihrer Tochter zu schreiben, sie soll nicht mehr so faul sein. Und heute ist es schon manchmal ulkig, wenn die Oma der Enkelin sagt: Guck mal, das ist die Goldmarie aus Frau Holle! Das Kind ist dann irritiert, ich könnte ja jetzt auch eher Frau Holle sein“, erzählte mir die Schauspielerin, als wir 40 Jahre später über ihre Rolle und den Film sprachen.

Faksimile meines Artikels in der SUPERillu 49/2006 zur Veröffentlichung der DVD „König Drosselbart

Die Rolle der Goldmarie führte die damals 19jährige Schauspielstudentin Karin Ugowski direkt in die Schublade Märchen/Prinzessin. Es folgte ein Jahr später „Die goldene Gans“, danach war sie die stolze Prinzessin in Walter Becks Märchenadaption „König Drosselbart“. Ihrem Selbstbewusstsein tat das gar nicht gut. „Ich litt darunter, weil mich der Neid meiner Kommilitoninnen schwer traf. Nach dem Studium, als sie am Berliner „Maxim Gorki Theater“ engagiert war, selbst noch an der Volksbühne, hing ihr die DEFA-Prinzessin, die gelockte Schönheit, lange nach. „Trotzdem bin ich froh, diese Rollen gespielt zu haben. Der Spaß an der Arbeit, zum Beispiel auch mit Manfred Krug als König Drosselbart, hat mich entschädigt.“ Ihren eigenen Prinzen hat Karin Ugowski nach zwei Enttäuschungen in dem Maler Günter Horn gefunden, mit dem sie seit 1993 verheiratet ist. Beide haben im mecklenburgischen Grammentin einen Kunsthof.

Für Karin Ugowski war die Goldmarie ihre erste Filmrolle Foto: Screenshot ©DEFA-Stiftung/Erich Gusko

Allein in Deutschland kam das Märchen mehr als ein Dutzend Mal auf die Leinwand. Der vermutlich erste Film von 1908 ist verschollen, wie vieles aus der Frühzeit des Kinos. Nur der Name des Produzenten ist noch bekannt. Er hieß Heinrich Ernemann und besaß in Dresden einen der größten Betriebe für Kinotechnik im damaligen Deutschen Reich. Er baute und erfand Kameras und Projektoren.

Die DEFA nutzte das Märchen 1952 als Vorlage für einen der ersten Puppentrickfilme, die in der DDR entstanden sind. Der Bühnenmaler und Filmarchitekt Johannes Hempel war damals fast auf sich allein gestellt, denn es gab das DEFA-Studio für Animations- und Trickfilme in Dresden noch nicht. In mühseliger Tag- und Nachtarbeit in einem eigens für diese Produktion in Babelsberg eingerichteten Atelier schuf er die Entwürfe für die Puppen und malte die Dekorationen. Im Oktober 1953 kam der Film ins Kino.

Die Goldmarie in Schonger Film wird von der 13jährigen Kinderdarstellerin Madeleine Binsfeld gespielt, Frau Holle von der bekannten österreichischen Schauspielerin Lucie Englisch Foto: Screenshot ©schongerfilm/Klaus Beckhausen

Zweimal nahm sich der westdeutsche Produzent Hubert Schonger, der vom Naturfilm kam, des Märchens an – einmal 1947, dann 1961. Ihm lag daran, dass alle Mitwirkenden eine größtmögliche Nähe zu kindlichen Erfahrungswelten herstellten. Die Inszenierung des „Märchens von der Goldmarie und der Pechmarie“ legte er in die Hände von Regisseur Peter Podehl, der 1953 bei der DEFA den wundervollen Märchenfilm „Der kleine Muck“ gedreht hat. Diesen Zauber erreichte er mit der Holle-Verfilmung 1961 nicht. Zumal die Handlung hier nicht der klassische Version des Märchens folgt. Frau Holle schüttelt nicht nur ihre Kissen, damit Schnee auf die Erde fällt.

Marie (Madeleine Binsfeld) muss in der Regenkammer dafür sorgen, dass die Fische Wasser speien. Dann regent es auf der Erde Foto: Screenshot ©schongerfilm/Klaus Beckhausen

In ihrem Haus gibt es eine Wetteruhr, die bestimmt, wann aus den Wetterkammern Sonne, Regen, Wolken und Wind auf die Erde gelassen werden. Die Geschichte ist betulich, fast langweilig inszeniert, wirkt moralisierend. Lucie Englisch hebt als Frau Holle sehr oft und dogmatisch den pädagogischen Zeigefinger. Die sehr einfache Dekoration hat wenig märchenhaften Charme. Es kommt beim Zuschauen keine Stimmung auf. Der Film ist auf Youtube verfügbar.

Der Stadtbrunnen, an dessen Rand das Gänseliesl, der Schwarze Peter, Hans im Glück und Frau Holle stehen, birgt ein Geheimnis Foto: Screenshot ©Fritz Genschow Filmproduktion/Gerhard Huttula

Ich habe mir noch eine weitere Frau-Holle-Verfilmung angesehen. Sie stammt aus dem Jahre 1954. Regisseur Fritz Genschow hat Geschichte sehr viel anders erzählt, als wir sie bei den Gebrüder Grimm finden.

Sie spielt in einer kleinen Stadt, in der es keine Kinder gibt. Nach einer großen Überschwemmung sind viele Kinder Waisen geworden. Frau Holle hat sie in ihr Reich geholt. Nur eine Witwe hat noch zwei Töchter. Die eine ist schön und fleißig, die andere häßlich und faul. Beide Töchter geraten wie in Grimms Märchen durch den Brunnen in Frau Holles. Der Brunnen birgt jedoch ein Geheimnis. Zwei der Figuren auf seinem Rand können lebendig werden, sind aber unsichtbar. FrauHolle und der Schwarze Peter, der nur Unfug und Schabernack treibt.

Frau Holle, gespielt von Renée Stobrawa, hat sich aus ihrer steineren Hülle auf dem Brunnen gelöst und bewegt sich unsichtbar zwischen den Menschen auf dem Markt. Sie ist wie eine gute Fee Foto: Screenhot ©Fritz Genschow Filmproduktion/Gerhard Huttula

Einst war so: Wer aus Brunnen trank und sich ein liebes Mädel oder eine netten Jungen wünscht, dem schickte Frau Holle ein solches Kind. Doch der Schwarze Peter hat den Brunnen mit Unrat verunreinigt. Das stinkende Wasser wollte niemand mehr trinken, sodass bald keine Kinder auf die Welt kamen und die Menschen vergaßen, dass es überhaupt welche gibt. Es kommt dann dazu, dass der Schwarze Peter die Kinder aus dem Reich von Frau auf die Erde entführt und sie dann allein lässt.

Die gutherzige Rosemarie (Rita-Maria Nowottnick-Genschow) wurde für ihren Fleiß mit Gold belohnt. Die Schauspielerin spielte in den 50erJahren noch in anderen Märchenadaptionen Foto: Screenshot © Genschow Filmproduktion/Gerhard Huttlua

Rosemarie, die als Goldmarie in die Stadt zurückgekehrt war, bittet gutmütige Menschen, sie aufzunehmen. Auch für ihre Schwester Elsemarie, die für ihre Liederlichkeit und Faulheit mit Pech überschüttet wurde, legt Rosemarie ein gutes Wort bei Frau Holle ein gutes Wort ein… Diese ungewöhnliche Version des Märchens hat ihren Reiz. Es wird in Versen gesprochen, Kinderlieder untermalen die Szenen. Alles wirkt sehr kindlich verniedlicht. Das ist wohl dem westdeutschen Zeitgeist geschuldet, in den Kinder- und Familienfilmen eine heile Welt zu zeigen, in der es harmonisch zugeht, in der Konflikte ausgespart werden oder nur in geglätteter Form angedeutet. Sie werden durch einen „guten Geist“, in diesem Fall Frau Holle oder auch Rosemarie, aufgelöst. Alle Filme, die ich hier beschrieben habe, sind als Video auf DVD oder im Netz zu sehen.