Zum 70. Geburtstag von Schauspielerin Uta Schorn: „Sie ist leider sehr begabt.“

Zwischen heute und diesem Satz, den sie als junges Mädchen zufällig im Gespräch ihrer Eltern hörte, liegt über ein halbes Jahrhundert. Er ließ Uta Schorn einen Weg einschlagen, den sie für sich eigentlich nicht vorgesehen hatte. Sie wurde Schauspielerin.

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Heidi Weigelt, Klaus Gehrke und Uta Schorn 2017 in der Komödie „Sei lieb zu meiner Frau“ ©show-express/Gössinger

Es ist Januar, es schneit, die Straßen sind glatt, in Sachsen und Thüringen herrscht Schneealarm. Kein Wetter, um mit dem Auto durch die Weltgeschichte zu fahren. Doch Uta Schorn beginnt ihr neues Lebensjahrzehnt – am 13. Januar vollendete sie ihren 70. Geburtstag – mit einer Theatertournee. Quer durch den Osten der Republik. „Sei lieb zu meiner Frau“ heißt das heitere Stück, in dem zwei Paare heimlich untereinander fremdgehen. Neben Uta Schorn reizen Heidi Weigelt, Klaus Gehrke und Hartmut Schreier in dem turbulenten „Bäumchen-wechsle-dich“-Spiel die Lachmuskeln des Publikums.

Das Quartett kennt sich aus gemeinsamer Arbeit beim DDR-Fernsehen. Mit Heidi Weigelt ist Uta Schorn seit der gemeinsamen Studienzeit an der „Ernst Busch“, der Hochschule für Schauspielkunst in Berlin, befreundet. Jeder der Vier weiß um die Spielqualität der anderen, und die Chemie stimmt auch. „Es macht riesigen Spaß, auch wenn 30 Vorstellungen in zwei Monaten, noch dazu im Winter, nicht ganz ohne sind“, sagt die Schauspielerin im Gespräch am Telefon.

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Uta Schorn (vorn) mit Cornelia Lippert, Matti Wien und Maria Jany in „Fisch zu viert“ ©Berliner Kriminaltheater

Ihre freie Zeit ist knapp, denn zwischen den Tour-Terminen steht sie im Berliner Kriminaltheater auf der Bühne. Seit November zeigt sie sich hier in der rabenschwarzen Komödie „Fisch zu viert“ gallig, scheinheilig und mörderisch. Das schon 40 Jahre alte Erfolgsstück stammt aus der Feder des bekannten Filmautors Wolfgang Kohlhaase („Ecke Schönhauser“, „Solo Sunny“, „Blumen vorm Balkon“). „Man spielt einen Krimi und gleichzeitig Komödie. Mit dem fein geschliffenen Wortwitz, den uns der Autor in die Hand gibt, ist das wunderbar“, schwärmt die Schauspielerin, die eine der drei spitzzüngigen reichen Schwestern spielt, die jede ein Verhältnis mit Diener Rudolf hat, ohne dass die anderen davon wissen. Und jede versprach ihm, ihn für seine Liebesdienste in ihrem Testament zu bedenken. Als Rudolf den versprochenen Liebeslohn vorzeitig einfordert, wird es brenzlig.

Uta Schorn hundsgemein zu sehen – ein seltenes Erlebnis. Für mich verbinden sich mit der Schauspielerin vor allem sympathische Figuren. Freundlich, hilfsbereit, mitfühlend, Familienmenschen wie Inge Kleist in der ARD-Serie „Familie Dr. Kleist“, zupackend wie Barbara Grigoleit, Chefarztsekretärin in der Erfolgsserie „In aller Freundschaft“. Mit diesen Rollen hat sie, die in der DDR zu den Fernsehlieblingen gehörte, endgültig auch bei den Zuschauern im Westen Namen und Gesicht gewonnen. Während es für sie in der Eisenacher Familienserie „Dr. Kleist“ weitergehen wird, inzwischen das 14. Jahr, hat man „Barbara Grigoleit“ 2014 im Leipziger Dauerbrenner in Rente geschickt.

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15 Jahre waren Uta Schorn und Heinz Bellmann als Sekretärin Barbara Grigoleit und Chefarzt Prof. Dr. Simoni ein Team ©mdr/Wernicke

Mit neuen Gesichtern, neuen Konstellationen sollte frischer Wind in das 15-jährige Erfolgsformat gebracht werden. Für die ausgemusterten Darsteller ein rigoroser Einschnitt. „Barbara war Teil meines Lebens geworden“, sagt Uta Schorn. „Aber ich wusste schon ein Jahr vorher, dass man sich von meiner Figur verabschiedet. Ich konnte mich vorbereiten und dachte, dass ich den Abschied gut wegstecke.“ Am letzten Drehtag gab es trotzdem Tränen. Manchmal vermisst sie die Kollegen, mit denen sie viele schöne Momente spielen durfte, sich auch hinter der Kamera gut verstand.

Wie sollte man sich mit ihr auch nicht verstehen. Die attraktive Schauspielerin, die immer ein Lächeln im Gesicht trägt, ist weder mufflig noch intrigant, hat Humor, macht gern Witze und ist jederzeit für ihre Freunde da. „Meine Mutter hat immer zu mir gesagt, ich sei ein Sonntagskind, obwohl ich am Montag zur Welt gekommen bin. Ich habe nie geningelt, selten geweint. Mein sonniges Gemüt und mein Humor sind die besten Eigenschaften an mir“, beschreibt sich Uta Schorn in unserem ersten Interview vor 20 Jahren. Sie halfen ihr in Zeiten, die nicht so rosig waren. „Das Schauspielerleben macht nicht nur glücklich, insbesondere, wenn man keine Arbeit hat.“ Auch das kam in der DDR vor.

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Uta Schorn in den 70ern ©Filmmuseum Potsdam

Bevor sie ab 1984 fest im Schauspielerensemble des Fernsehens spielte, musste sie sich selbst um Auftritte und Rollen kümmern. Wenn das nicht klappte oder manches nicht zufriedenstellend verlief, überkamen die junge Schauspielerin heftige Selbstzweifel. „Bis weit über Dreißig litt ich oft unter Depressionen, was keiner vermutete.“ Irgendwann aber waren die Depressionen weg. Uta Schorn schreibt das ihrem Mann Peter zu, der diese Phasen mit Ironie bedachte: „Du hast allen Grund depressiv zu sein. Bist hässlich, eine ganz schlechte Schauspielerin, lebst in Armut und Grausamkeit, dich liebt keiner, sagte er immer. Das hat mich so wütend gemacht, dass ich nicht mehr dazu kam, mich einzuigeln.“

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Uta Schorn mit Ursula Karusseit während eines Fotoshootings zum 15-jährigen Jubiläum der Serie „In aller Freundschaft“ ©mdr/Wernicke

Eine Traumarbeitsstelle nennt Uta Schorn die Serie „In aller Freundschaft“. Produktionsteam und Schauspieler sind über die Jahre zusammengewachsen wie eine Familie, in der es die meiste Zeit harmonisch zugeht. „So lange vom Schauspielerberuf gut leben zu können ohne sich Sorgen machen zu müssen, ist nicht selbstverständlich. Aber ich bin zufrieden, wie es jetzt ist. Man kann nach 15 Jahren auch sagen: Is’ jut, Zeit, etwas anderes zu machen.“ Wenn sie frei von der Leber weg redet, fällt die gebürtige Schwäbin unweigerlich ins Berlinern. Ihren „Heimatdialekt“ kann sie gar nicht. „Ich bin als Kleinkind mit meinen Eltern nach Berlin gekommen und habe hier sprechen gelernt.“

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Joe Schorn 1974 als Zacharias im DEFA-Märchenfilm „Hans Röckle und der Teufel“ ©DEFA-Stiftung

Im eisigen Winter 1947 wurde sie als Tochter des Schauspielerehepaares Joe Schorn und seiner Frau Traudi Harprecht in Augsburg-Göggingen geboren. Sie lebten da in einer kleinen Theaterwohnung. Augsburg war zu fast einem Viertel im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. 1947 ging als Jahr des größten Hungers in die Annalen ein, denn die Lebensmittelvorräte waren aufgebraucht. Trotzdem wurde Theater gespielt. Joe Schorn erhielt kurz nach Utas Geburt ein Engagement in Bremen, wenig später ein Angebot vom Metropol-Theater in Berlin. Die kleine Familie zog vom Westen in den Osten und blieb dort. Ich sah Joe Schorn in vielen DEFA- und Fernsehfilmen der 50er bis 70er Jahre, in „Carola Lamberti – Eine vom Zirkus“, „Fünf Patronenhülsen“, „Die Glatzkopfbande“, in den  Märchenfilmen „Der kleine Muck“, „Hans Röckle und der Teufel“ und in den Indianerfilmen „Tecumseh“, „Ulzana“ und „Kit & Co.“ Sein markantes Gesicht ist mir gut in Erinnerung. Dass er der Vater der beliebten Schauspielerin Uta Schorn ist, weiß ich erst seit unserem Interview 1996. Joe Schorn starb 1994 mit 83 Jahren.

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1971 mit Berko Acker im TV-Märchen „Der Nachtigallenwald“ ©FF dabei/Christine Nerlich

Das Schauspielerpaar versuchte, seine Tochter in Richtung eines soliden Berufes zu lenken. „Ich dachte auch nicht, dass ich mal Schauspielerin werde, obwohl ich mich schon fürs Theaterspielen interessiert habe“, erzählte sie mir damals. Aber es sollte anders kommen. Uta besuchte die musisch orientierte Gerhart-Hauptmann-Oberschule in Berlin-Friedrichshagen, an der man die künstlerischen Talente der Schüler förderte. Es gab Gesangs- und Rezitatoren-Wettbewerbe, Ausscheide im Gedichteschreiben und Theaterspielen. Einmal im Jahr wurde eine große Talent-Show veranstaltet, die Uta moderierte. „Unsere Klasse hat jedesmal die meisten Preise abgeräumt.“ Darüber freut sie sich heute noch.

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Erste Autogrammkarte 1969

Das allerdings gab nicht den Ausschlag, dass sie den Berufsweg zur Schauspielerin einschlug. Es ist eher einem Zufall geschuldet. Die Mutter hatte mit Utas Klasse „Lysistrata“ inszeniert. Als die Siebzehnjährige von einer Probe nach Hause kam, hörte sie, wie ihr Vater fragte: „Und –  wie ist sie?“, und die Mutter sagte: „Leider sehr begabt“. Von da an war es für sie nicht mehr abwegig, es den Eltern gleichzutun.  Ohne ihnen zunächst etwas zu sagen, bewarb sich Uta Schorn an der Schauspielschule. Die Texte, die sie vorsprechen wollte, zeigte sie dann aber doch lieber erst einmal dem Vater. Der nickte: „Mach das!“ sie wurde sofort angenommen. Nach vier Jahren schloss sie das Studium 1970 mit dem Diplom ab. Ich habe  Uta Schorn zu ihrem 60. Geburtstag gefragt, bei wem sie sich gerne noch mal bedanken würde. „Bei meiner Mutter“, sagte sie. „Sie ist sehr früh gestorben, und es ist noch Unausgesprochenes geblieben. Ich bedanke mich nun auf einer anderen, der energetischen Ebene bei ihr.“

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Uta Schorns Mutter, die Schauspielerin Traudi Harprecht, war 54 Jahre alt, als sie starb

Von Anfang war Uta Schon „mehrgleisig“ unterwegs. Sie stand am Maxim-Gorki-Theater, später in Radebeul, Halle und am Theater im Palast der Republik auf der Bühne. Schon während des Studiums hatte sie im Spionagefilm „Verdacht auf einen Toten“ 1969 ihr Filmdebüt gegeben. Die Karriere nahm langsam aber stetig ihren Lauf. Ab 1972 hatte sie Rollen in mehreren Filmen der DDR-Fernsehkrimi-Reihe „Polizeiruf 110“, war durchgehend in der beliebten Fernsehserie „Rentner haben niemals Zeit“ und den Nachfolgern „Geschichte übern Gartenzaun“ und „Neues übern Gartenzaun“ besetzt. Energiegeladen fand sie immer noch Platz für Auftritte mit Kleinkunstprogrammen, moderierte im Friedrichstadtpalast  Revuen, zweimal die große DDR-Unterhaltungsshow „Ein Kessel Buntes“ und von 1973 bis zum Ende des DFF 1991 zusammen mit Gerd E. Schäfer die beliebte Fernsehsendung „Der Wunschbriefkasten“.

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1973 mit Klaus-Peter Thiele (l.) und Hans-Peter Reinicke im „Polizeiruf 110: Vorbestraft“ ©mdr

Sehr oft verkörperte Uta Schorn selbstbewusste Frauen, die ihren eigenen Weg im Leben gehen. Diese Figuren sind dicht an ihr selbst. Das macht sie so authentisch. Für ihre Darstellung der vom Schicksal hart getroffenen Ärztin in der DFF-Serie „Bereitschaft Dr. Federau“ wurde sie 1988 von den Lesern der DDR-Programmzeitschrift „FF dabei“ zum Fernsehliebling gekürt und erhielt den „Goldenen Lorbeer“, die höchste Auszeichnung, die das DDR-Fernsehen zu vergeben hatte. Ein ausgesprochen begehrter Preis. Für diese Rolle wie auch die der alleinerziehenden Richterin in der Serie „Mit Herz und Robe“, der letzten Serie des DFF, konnte sie auf Erfahrungen aus ihrem Leben zurückgreifen.

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Tim Hoffmann (M.) 1964 mit seinen Eltern Adolf-Peter Hoffmann und Gaby Jäh-Hoffmann im Fernsehspiel „Es war nicht der Milchmann“ ©Waltraut Denger

16 Jahre war sie mit dem Schauspieler Tim Hoffmann verheiratet gewesen, als die Ehe geschieden wurde. Die Liebe hielt nicht fürs Leben, wie es sich Uta vorgestellt hatte. Sie war Studentin, als sie sich in den vier Jahre Älteren verliebte und 1968 die gemeinsame Tochter Danne zur Welt brachte. Seit Jahren ist in bunten Blättern von einer „kurzen Ehe“ zu lesen. Uta Schorn ärgert sich darüber maßlos. „Das hat ein Journalist in die Welt gesetzt, dem ich nie ein Interview gegeben habe. Und alle schreiben das ab. Keiner fragt mal nach.“  Die Trennung hat ihr damals sehr zu schaffen gemacht. Dann lernte sie den Schauspieler Peter Zintner kennen und begann mit ihm 1984 ein neues Leben. Für die Serie „Bereitschaft Dr. Federau“ standen sie in der ersten Folge gemeinsam als Ehepaar vor der Kamera. „Wir sind eine gut funktionierende Patchworkfamilie mit unseren Kindern und Enkeln.“

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Danne Suckel am Theater Halle in „Endstation Sehnsucht“. Sie sieht ihrer Großmutter Traudi Harprecht sehr ähnlich ©Bühnen Halle

Danne ist heute Schauspielerin am Neuen Theater Halle, verheiratet und Mutter eines 16-jährigen Sohnes. Gelegentlich übernimmt sie Rollen bei Film und Fernsehen. Gerade erst war sie in der Folge „Aus der Hölle“ in der Krimi-Serie „SOKO Leipzig“ als Pastorin zu sehen. Das Leben hat Mutter und Tochter sehr zusammengeschweißt. Uta Schorn genießt diese enge Bindung. „Das Schönste für mich ist, dass ich eine so prachtvolle Tochter habe, und sie mir einen so wunderbaren Enkel geschenkt hat“, wird Uta Schorn nicht müde, Fragen nach privaten Highlights zu beantworten.

1989 kam die Wende und mit ihr ein Umbruch, der das Leben der Menschen in der DDR radikal veränderte. Am 3. Oktober 1990 erfolgte der Beitritt zur BRD und der Staat DDR hörte auf zu existieren. Betriebe, Institutionen und Medien wurden abgewickelt. Und irgendwie auch die Menschen, die sich 40 Jahre bemüht hatten, die sozialistische Idee im Alltag umzusetzen. Am 31.12.1991 gingen beim DFF die Lichter aus. Mit vielen anderen Künstlern nahm Uta Schorn in der historischen Silvestersendung mit dem berühmten Schlager von Peter Alexander „Sag leise Servus“ Abschied von einem langen, erfüllten Stück Leben. „Wir haben sozusagen das Licht ausgemacht, mit fröhlichen Gesichtern, aber Innen tat es weh“, erinnert sich die Schauspielerin. Die Folgen dieses politischen Umsturzes haben sie nicht überrascht. „Ich wusste, dass wir nicht in ein Schlaraffenland kommen, wo man für Nichtstun alles kriegt. Das wahre Leben im Kapitalismus hat nichts mit dem zu tun, was das Werbefernsehen zeigt. Das haben wir in der Schule gelernt, nur keiner hat’s geglaubt“, sagte Uta Schorn in einem Interview, das wir zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit geführt haben.

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Mit Ulrich Pleitgen in der ARD-Serie „Familie Dr. Kleist“ ©ard/degeto/Norbert Kuhröber

Auch Uta Schorn hatte ihr Wendetief, lebte knapp zwei Jahre von Arbeitslosengeld und gelegentlichen Auftritten. 1994 bot ihr Filmproduzent Otto Meissner an, sie zusammen mit Günter Schubert durchgehend in der Serie „Elbflorenz“ zu besetzen, einer konfliktreichen Geschichte zweier Schwestern aus Ost und West. Die miteinander befreundeten DDR-Schauspieler waren dem Westberliner Produzenten nicht unbekannt. „Meissner hat sich angesehen, was wir in der DDR gespielt haben, und uns als Paar in der ZDF-Miniserie ,Die Durchreise’ und ,Ein Bayer auf Rügen’ getestet. Das sagte er mir, als ich erstaunt fragte, ob er mich  überhaupt kenne.“

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Letzter Drehtag für Uta Schorn 2014 in der Sachsenklinik ©mdr/Wernicke

Mit der Serie „Elbflorenz“ erlangte Uta Schorn eine unerwartete Popularität in den alten Bundesländern. In der Folge flatterten neue Rollen auf ihren Tisch. Sie spielte zwei Jahre in der Serie „Der Landarzt“ und war drei Jahre als Hebamme Henriette bei „Frauenarzt Dr. Markus Merthin“ zu sehen. „Eine ganz tolle Rolle“, findet sie noch heute. Einer, der das Können der Schauspieler aus der DDR ebenfalls sehr schätze, war TV-Produzent Wolfgang Rademann. 1997 holte er Uta Schorn auf sein „Traumschiff“. Von diesen Dreharbeiten auf Hawaii, in Thailand, Burma, Rangun, Oman und Madras schwärmt sie noch heute. Schmunzelnd erzählt sie, dass sich Rademann erst in ihrer Vita vergewissern musste, dass sie auch nicht zu jung für ihren Partner Hans Teuscher ist. „Er sollte einen 55-Jährigen spielen und ich eine etwa 50-Jährige. Rademann hielt mich für weit jünger. Dabei hatte ich das Alter. Auf der Reise bin ich 49 geworden.“

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Von Falten keine Spur. Uta Schorn 2010 ©Rüdiger Eichhorn

Mit Uta Schorn lässt sich problemlos übers Alter reden. Sie „zickt“ nicht. „Ich stehe  dazu wie zu meinen Falten, die ich mir redlich erworben habe mit den Jahren.“ Mal gefällt sie sich morgens im Spiegel, mal nicht. Und am Abend beim Abschminken nach einem anstrengenden Tag vor der Kamera, ist das noch mal etwas ganz anderes. „Ich erinnere mich an meine Mutter. Wenn sie in ihrem Sessel saß, so im Gegenlicht, dann hatte sie einen Lachfaltenkranz um die Augen herum. Das habe ich immer sehr gemocht, fand es schön.“ Ihre Falten bemerkt man kaum. Und sie hat nicht nachgeholfen. In ihrer Jugend wollte Uta Schorn eine herbe Frau sein, mit eckigen Backenknochen und grätig. Ihr schönes Gesicht erschien ihr wie ein Fluch. Machten ihr junge Männer Komplimente, gingen bei ihr die Warnsignale an. „Ich dachte immer, sie meinen das nicht ehrlich.“

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In ihrem Garten ©Rüdiger Eichhorn

Mit Yoga, morgendlichen „Tibetern“, viel Wasser und ausgewogener Ernährung hält sich die Schauspielerin seit Jahren fit. „Dass man schneller erschlafft und ermüdet, dass einem die Knochen wehtun und die Spannkraft der Haut nachlässt, finde ich nicht schön. Doch je älter ich werde, desto bewusster lebe ich, beginne jeden Tag mit Freude. Ich habe nicht mehr so hohe Erwartungen und lebe entspannter.“

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Mit Heidi Weigelt (l.) verbindet Uta Schorn eine lebenslange Freundschaft ©show-express/Gössinger

Dass man ihr die Siebzig nicht ansieht, sie für jünger hält, verdankt sie ihrem Temperament und ihrer Ausstrahlung. „Das ändert nichts daran, dass ich spüre, dass mein Körper 70 ist. Wenn ich nach einer Vorstellung nachts mit dem Auto lange Strecken nach Hause fahre, schlaucht mich das mehr als früher. Ich muss das endlich begreifen und Konsequenzen ziehen.“ Was bedeuten würde: Kürzertreten und sich endlich richtig Urlaub gönnen, nicht mal nur 12 Tage. Das wollte sie schon, als sie 65 geworden war. Es hat nicht funktioniert.frau-presse-jpg-show-express-koennerngoessinger

Wenn es die Gesundheit hergibt, kocht Uta Schorn nicht auf Sparflamme. So ist sie gestrickt. Nicht mal mit einer Bronchitis hat sie sich am Jahresende ins Bett gelegt. Da waren die verkauften Karten, die Kollegen, die sie auf der Bühne brauchten. Sie gehört zu der Generation, die sich in Verantwortung sieht und es mit dem Pflichtbewusstsein auch schon mal übertreibt. „Wenn ich 80 bin, sofern ich noch bis dahin komme, lege ich mich mit einer Erkältung ins Bett“, scherzt sie und wird gleich darauf nachdenklich. „Im letzten Jahr sind so viele Kollegen überraschend gestorben. Das geht mir an die Nieren. Ich will noch etwas von meinem Leben haben, etwas von der Welt sehen.“

Man darf gespannt sein, denn im August geht es an der Comödie Dresden mit dem Erfolgsstück „Kalendergirls“ weiter. ph-cover-250x370

4 Kommentare zu „Zum 70. Geburtstag von Schauspielerin Uta Schorn: „Sie ist leider sehr begabt.““

  1. Herzlichen Glückwunsch liebe Frau Schorn!
    Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen Gesundheit und Glück!
    Möge alles in Erfüllung gehen, was Sie sich erträumen.
    Ihnen und uns wünsche ich noch viele wundervolle Rollen.
    Zuletzt habe ich Sie in Dresden mehrmals in den „Kalender Girls“ sehen können. Bei so viel Frauenpower & geladener Energie, inmitten all unserer herrlichen Mädels auf der Bühne, kann man ja nur jung bleiben und das ist auch das „Geheimnis“ 😉
    Auf Ihr Wohl!
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    Vielen Dank Bärbel für diesen fabelhaften Artikel!

    Gefällt 1 Person

  2. Die Mutter von Uta Schorn war die Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin TRAUDI HARPRECHT, die schon 1974 mit nur 54 Jahren starb. Man konnte sie auch in einigen kleineren Fernsehrollen entdecken.

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