
Im Jahre 1911 hatte der Kameramann Guido Seeber im Auftrag der Deutschen Bioscop Filmgesellschaft nahe der Wohnsiedlung Neubabelsberg ein baufälliges Fabrikgebäude erworben. Es war die Geburtsstunde des legendären Babelsberger Filmstudios, die älteste Filmproduktionsstätte der Welt.
Die ersten Dreharbeiten begannen bereits ein Jahr darauf. In der Regie von Urban Gad entstand DER TOTENTANZ mit Asta Nielsen in der Hauptrolle. Der Titel dieses Debütfilms wurde für Babelsberg alles andere als schicksalsweisend. Es bedurfte nur weniger Jahre, bis sich der Ort einstiger Futtermittel- und Kunstblumenfabrikation zum führenden europäischen Filmzentrum entwickelt hatte. Regisseure wie Ernst Lubitsch, Friedrich Wilhelm Murnau, Fritz Lang und Josef von Sternberg schufen die Grundsteine für den Mythos Babelsberg. Filmschaffende aus Hollywood und europäischen Ländern pilgerten hierher, um sich unter der Ägide des legendäre Produzenten Erich Pommer zu informieren und in Sachen Filmtechnik und Filmarchitektur auf den neusten Stand bringen zu lassen. Fast täglich berichtete die Presse über Dreharbeiten und Starauftritte, spektakuläre Filmtricks und atemberaubende Kulissenbauten.

1922 übernahm die Ufa die Führung in Babelsberg und entwickelte das Studio zum lebendigsten und innovativsten in Deutschland. Ihr kreativer Meister wurde Produktions-Chef Erich Pommer. Seinen Namen trägt das 1998 gegründete Institut für Medienrecht, Medienforschung und Medienwirtschaft in Babelsberg. Er baute Stars auf wie Pola Negri, Emil Jannings. Der bedeutendste Regisseur ist in dieser Zeit Fritz Lang.
Im Filmmuseum Potsdam, das in diesem Jahr 35. Geburtstag feiert, zeigt eine ständige Ausstellung zur 100-jährigen Geschichte des Medienstandortes Babelsberg erlebnisorientiert und unterhaltsam den Vorgang der Filmentstehung von der ersten Idee bis zur Premiere.

Chef des Kulissen- und Dekobau der Studios war bis 1947 Otto Hunte. Eine Meisterleistung war seine Kulisse der Stadt Worms samt Burg und Dom sowie dem Palast des Hunnenkönigs Etzel, die er auf dem Freigelände der Filmstudios in Szene setzen ließ. Seine wichtigste Arbeit war der monumentale Science-Fiction-Film „Metropolis“, den Lang 1925/26 in Babelsberg drehte. Hunte stattete in der NS-Zeit neben Unterhaltungsfilmen auch Veit Harlans antisemitistisches Machwerk „Jud Süß“ (1940) aus. Spezialisten wie ihn brauchte auch die DEFA. Er entwarf die Kulissen für den ersten Nachkriegsfilm „Die Mörder sind unter uns“ (1946). Hunte starb 1960 in Potsdam.

Die Sonderschau „Alles nur Kulisse?!“ (bis 04.12.16) widmet sich dem Entstehungsprozess des Szenenbildes von ersten Entwürfen, Modellen und dem drehfertigen Set bis zum vollendeten Film am legendären Standort Babelsberg. Das Kino lädt zu Filmreihen mit internationalen Gästen oder Stummfilm-Vorführungen mit Live-Begleitung an der Welte-Kino-Orgel ein.
Veranstaltungen 2016
26. November
15:00 Kinderfilm:
NEUES VON PETTERSON UND FINDUS, Animationsfilm
Die Toilettentür klemmt und der alte Pettersson ärgert sich gewaltig über das Chaos, das sein pfiffiger kleiner Kater anrichtet. Findus muss ordentlicher werden! Der meint jedoch, dass kleine Kater keinesfalls aufräumen müssen. Kurzerhand schreibt Findus einen Brief an den König. Während Pettersson und Findus auf eine Antwort des Königs warten, bekommen sie wundersamen Besuch: Eine hungrige Maus, ein cooler Tiger, Hühner aus dem Weltall und ein längst vergessener Verwandter stehen vor der Tür. (empfohlen ab 5 Jahre)
Läuft auch am 27. November um 15:00
17:00 ALLES NUR KULISSE
Einführung: Marcus Becker
18:00 Sci-Fi-Filmnacht
Stummfilme mit Livemusik: FRAU IM MOND, DIE REISE ZUM MOND
Von einem Flug ins All träumen die Menschen seit Jahrhunderten. Kein Wunder, dass dies auch die Fantasie der Filmemacher des früheren Kinos beflügelte.
Am 26. November um 17 Uhr führt der Kurator Marcus Becker durch die Dauerausstellung „Alles nur Kulisse?“und erläutert Raumschiff-Modelle und die Traditionslinien der Science Fiction. Anschließend sind Sie zu einer langen Sci-Fi- Filmnacht ins Kino eingeladen.

In seinem Meilenstein des phantastischen Films „Die Reise zum Mond“ erzählt der Filmpionier Georges Méliès, wie sechs Wissenschaftler in einer Kapsel auf den Mond geschossen werden, auf dem es für die Astronauten der Jahrhundertwende alles andere als nur wüste Kraterlandschaften zu entdecken gibt.

Der Regisseur Fritz Lang zauberte für die „Frau im Mond“, einem der letzten deutschen Stummfilme, eine Mondlandschaft aus Ostseesand in die Babelsberger Ateliers und scheinbar wissenschaftlich fundierte Raketentechnik auf die Leinwand. Nebenbei erfand er den Countdown …
4. Dezember
17:00 DVD Präsentation „DER MANN MIT DEM OBJEKTIV“
Anschließend läuft der DEFA-Film „MÄRKISCHE FORSCHUNGEN“ von Regisseur Roland Gräf, 1982, nach dem Roman von Günter de Bruyn.

Bei regnerischem Wetter rutscht ein Auto auf einer nicht befestigten Straße halbseitig in einen Straßengraben. Ein Radfahrer kommt grußlos vorbei, wird er Hilfe holen? Aber sicher, denn in der nächsten Einstellung sieht man den Wagen am Abschleppseil eines Traktors. So kommen der Dorfschullehrer Ernst Pötsch und der Berliner Literaturwissenschaftler Professor Winfried Menzel ins Gespräch, das bald so anregend wird, dass Pötsch sein Fahrrad einfach am Wegesrand liegen lässt und die Berliner zum Kaffee in den eigenen vier Wänden im kleinen Flecken Liepros/Mark zu Ehefrau Elke, Kindern, Oma Alwine und Bruder Fritz, besagtem Traktoristen, führt…
Eine faszinierende Tragikomödie mit einer hochkarätigen Besetzung. In den Hauptrollen Hermann Beyer, Kurt Löwe, Jutta Wachowiak, Eberhard Esche. Gast: Szenenbildner Dieter Adam